Die olympischen Wettkämpfe in Whistler werden von Stürzen überschattet und die Diskussion um die Sicherheit der Athleten ist entbrannt.

Whistler. Erstaunliche Nachricht aus Whistler: Frauen-Skispringen ist jetzt doch kurzzeitig olympisch gewesen. Der Haken daran: Alpine Skirennfahrerinnen überfordert diese Disziplin - siehe Anja Pärson und die fünf anderen, die im Abfahrtslauf zum Teil böse stürzten. Die Schwedin Pärson hält seitdem mit etwa 60 Metern den inoffiziellen Weitenrekord, und das ganz ohne Schanze. Sie hätte gern darauf verzichtet.

"Es ist erstaunlich, dass sie überhaupt laufen kann", sagte ihr Trainer Ulf Emilsson. Hätte Pärson (29) nur wenig mehr Luft unter die Ski bekommen, ihr hätte es ergehen können wie dem an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas knabbernden Schweizers Daniel Albrecht.

Am übelsten hatte es die Rumänin Edith Miklos erwischt. Sie erlitt eine Knieverletzung und wurde nach ihrer Havarie auf dem hart gefrorenen "Franz's Run" mit dem Hubschrauber zu Tal transportiert. Bei diesen Winterspielen wird man sie wohl nicht mehr auf Skiern sehen.

Spektakuläre Fernsehbilder sind zwar schön, aber solche ohne Happy End eher hässlich. Die Stürze in der Frauenschussfahrt und eine Unfallserie beim Training der Zweierbobs haben erneut die Kritiker auf den Plan gerufen. Wie weit darf Olympia gehen? Michael Vesper, Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbunds, forderte ein Umdenken: "Wir müssen ein wenig wegkommen von dem Prinzip 'Höher, schneller, weiter' und uns stattdessen an dem Grundgedanken des Sports orientieren." Die Gesundheit der Athleten müsse im Vordergrund stehen. "Es ist auch eine Sache des Publikums und der Öffentlichkeit, die daran interessiert ist, mehr Rekorde zu sehen."

Und dennoch faszinierte die Streckenführung die meisten Sportlerinnen dann doch. Die Britin Chemmy Alcott sagte: "Es ist der perfekte olympische Frauenkurs. Wenn du die Mädchen fragst - sie wollen es schwierig!"

Auch das Whistler Sliding Centre, in dem der Rodler Nodar Kumaritaschwili zu Tode gekommen war, kam wieder ins Gespräch. Im Zweierbob-Training gerieten elf Schlitten aus der Spur. Der zweimalige Olympiasieger Christoph Langen nannte allerdings alle Stürze lapidar "normale Fahrfehler".