Richmond. Das war nicht der Tag der deutschen Eisschnellläuferinnen. Enttäuscht verließen sie das Olympic Oval in Richmond, Tränen standen in ihren Augen. Anni Friesinger-Postma war über die 1000 Meter als 14. noch die Beste des schwarz-rot-goldenen Trios, die als geheimer Medaillentipp gehandelte Berlinerin Monique Angermüller (26) landete nur auf Rang 22. Jenny Wolf belegte Platz 17. Als Olympiasiegerin durfte sich die Kanadierin Christine Nesbitt von ihren Landsleuten enthusiastisch feiern lassen. Sie siegte in 1:16,56 Minuten vor den Niederländerinnen Annette Gerritsen (1:16,58) und Laurine van Riessen (1:16,72).

Gianni Romme ist Friesingers Trainer. Nach einer Saison voller Rückschläge, Verletzungen und Erkrankungen hatte selbst der Holländer die Form seiner Läuferin nur vage einschätzen können. "Anni ist bereit. Wir sind nicht nach Vancouver geflogen, um bloß ins Publikum zu winken", hatte Romme vor dem Rennen gesagt. Mehr als diese Geste blieb der zweimaligen Olympiasiegerin hinterher allerdings nicht. Bereits nach 250 Metern hatte die 33-Jährige alle Chancen auf eine vordere Platzierung eingebüßt. Sie rutschte, in ihrem Lauf in Führung liegend, mit dem rechten Bein kurz weg und konnte einen Sturz gerade noch vermeiden. Ihr Rhythmus war aber dahin, aller Kampfgeist nützte nichts, die US-Amerikanerin Jennifer Rodriguez zog an ihr vorbei und gewann am Ende das Duell.

Für Friesinger blieben die Uhren bei 1:17:71 Minuten stehen, eine für sie indiskutable Zeit. Wie sie ihren Lauf einschätzte, war ihr bei der Auslaufrunde von den Lippen abzulesen: "Scheiße", sagte sie zu sich und schüttelte traurig den Kopf. Ihre Gesichtszüge wirkten wie versteinert. "Olympia ist aber noch nicht zu Ende, am Sonntag stehen noch die 1500 Meter für Anni an", sagte Romme später, "auf dieser Strecke kommt sie wahrscheinlich im Augenblick ohnehin besser zurecht. Anni ist eine große Kämpferin. Sie wird noch einmal alles versuchen."

Auch Monique Angermüller hatte ihr Lachen verloren. Sie konnte sich ihre Leistung (1:18,17 Minuten) nicht erklären: "Mein elfter Platz über 500 Meter war ein Supereinstand. Ich hatte deshalb eigentlich ein gutes Gefühl für die 1000 Meter. Warum ich nicht in Tritt gekommen bin, kann ich mir im Augenblick nicht erklären."

Entspannt verließ dagegen Jenny Wolf das Olympic Oval. Die Berlinerin, am Dienstag Olympiazweite über 500 Meter, hatte ihren zweiten Start einfach nur genießen wollen. Das Vergenügen endete indes spätestens nach 800 Metern, die letzten 200 wurden für sie mit übersäuerter Muskulatur zur Qual. Wolf glitt nach 1:17:91 Minuten ausgepumpt ins Ziel - Rang 17. "Dennoch, ich habe Spaß gehabt", sagte sie.