Die Einstellung des Dopingverfahrens in der Schweiz könnte für Olympiasieger Jan Ullrich ein Neuanfang im Radsport werden.

Neuss. Nachdem der "Fall Jan Ullrich" sowohl für das internationale Olympische Komitee, als auch für die Disziplinarkammer für Dopingfälle des Schweizer Olympischen Komitees vom Tisch ist, steht einem Comeback von Jan Ullrich nichts mehr im Wege. Der frühere Toursieger Ullrich könnte nach drei Jahren Abstinenz wieder in den Radsport zurückkehren. „Wenn er nicht bestraft wird, stehen ihm alle Wege offen. Soweit ich weiß, ist kein Verfahren anhängig. Er hätte die Möglichkeit, eine Lizenz wieder zu erwerben“, sagte BDR-Vizepräsident Udo Sprenger.

Der 36-jährige Ullrich könnte somit seine aktive Laufbahn rein theoretisch wieder aufnehmen oder aber in anderer Form, beispielsweise als Sportlicher Leiter oder Teamchef, im Radsport tätig werden. Bei einer Verurteilung hätte ihm als Wiederholungstäter eine lebenslange Sperre gedroht. Für eine BDR-Lizenz müsste der in der Schweiz lebende Ullrich aber den Wohnsitz wechseln.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wollte das Urteil der Schweizer nicht weiter kommentieren. „Es liegt außerhalb unserer Gerichtsbarkeit. Es gibt Regularien, an die sich die Verbände halten müssen. Wir haben darauf keinen Einfluss“, sagte Sprenger weiter.

Die Disziplinarkammer für Dopingfälle des Schweizer Olympischen Komitees (Swiss Olympic) hatte das Verfahren eingestellt, da sie nach Ullrichs Verbandsaustritt 2006 keine „Disziplinargewalt“ mehr habe. Diese Lücke im System ist bei den Schweizern inzwischen behoben, hat aber keinen Einfluss mehr auf den Fall. Der Schweizer Radsport-Verband hatte aufgrund der mutmaßlichen Verwicklung Ullrichs in den Dopingfall um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes ein Sportgerichtsverfahren eingeleitet.

Der Radsport-Weltverband (UCI) und Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) können vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen diese Entscheidung Einspruch einlegen. „Wir haben offiziell noch keine Unterlagen erhalten. Wenn es die Möglichkeit gibt, werden wir Einspruch einlegen“, sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani dem SID. Swiss Olympic teilte aber bereits mit, dass die Entscheidung mit den Bestimmungen der UCI und der WADA übereinstimme.