Vancouver. Das Canada Hockey Place wurde zum rot-weißen Tollhaus, in den Bars und auf den Straßen lagen sich die Menschen jubelnd in den Armen: Nachdem der siebenmalige Olympiasieger Kanada mit einem Schützenfest den perfekten Startschuss für die größte Eishockey-Party der Welt gegeben hatte, brachen in Vancouver alle Dämme. "Es war einfach großartig. Die Atmosphäre war fantastisch und hat uns beflügelt. Jetzt können wir erst mal durchatmen und sehen, was weiter passiert", sagte Superstar Sidney Crosby nach dem 8:0 (0:0, 3:0, 5:0) gegen Norwegen. Der Auftakterfolg versetzte das Gastgeberland der Winterspiele in einen kollektiven Freudentaumel.

"Die Leute sind unglaublich. Ich sehe nur noch Rot und Weiß", sagte der dreifache Torschütze Jarome Iginla (23., 48. und 59.) unter dem Eindruck des Fahnenmeeres in den kanadischen Landesfarben. Auf dem Robson Square im Herzen Vancouvers feierten Tausende Fans, die monatelang auf diesen Tag gewartet hatten, bis in die frühen Morgenstunden.

Vom Jubel euphorisiert schickte Crosby eine Kampfansage an die Konkurrenz: "Es war schön zu sehen, wie unser Zusammenspiel mit jeder Minute besser funktionierte. Und wir werden noch besser werden." Bereits am heutigen Donnerstag soll das die Schweiz zu spüren bekommen, die zum Auftakt am Dienstagabend 1:3 (0:1, 0:2, 1:0) gegen die USA unterlag.

Doch Kanadas größter Konkurrent im Kampf um den Olympiasieg zeigte sich von der Jubelorgie unbeeindruckt. Angeführt vom starken Alexander Owetschkin gab Russland beim 8:2 (3:0, 1:0, 4:2) gegen Lettland die passende Antwort auf das kanadische Schützenfest. Doppeltorschütze Owetschkin (21. und 41.) hat von der Riesenparty der Kanadier vor seinem Spiel angeblich nichts mitbekommen: "Nein, ich habe geschlafen." Dies dürfte dem coolen Stürmer der Washington Capitals zumindest in der Nacht schwergefallen sein.

Bereits beim Aufwärmen von Crosby und Co. hießen die Anhänger ihre Lieblinge mit frenetischen "Go, Canada, go!"-Rufen willkommen. Als Wayne Gretzky auf dem Videowürfel eingeblendet wurde, kannte der Jubel keine Grenzen. Auf dem Schwarzmarkt mussten Fans bis zu 3000 kanadische Dollar hinblättern, um live dabei zu sein.

Zumindest das müde Anfangsdrittel rechtfertigte diese Preise nicht. Die NHL-Stars wirkten nervös und übermotiviert. Zwar hielten sie größtenteils die Scheibe in ihren Reihen, scheiterten aber beim Abschluss entweder an den eigenen Nerven oder am starken norwegischen Torhüter Pal Grotnes, der später jedoch mit Muskelkrämpfen vom Eis musste.

"Jeder erwartet von uns, dass wir rausgehen und gleich sechs Tore schießen. Aber so funktioniert es nicht", sagte Dany Heatley, der zweimal traf (25./47.), und gab zu: "Der Druck war groß, unsere Beine waren schwer."

Auch Stanley-Cup-Sieger Crosby wusste bei seiner Olympiapremiere anfangs keinen Rat gegen die tapfer verteidigenden Norweger. Ab dem Mitteldrittel drehte aber auch der 22-Jährige auf und steuerte immerhin noch einen Assist zum Erfolg bei. "Ich bin mit seiner Leistung sehr zufrieden. Er hatte die richtige Einstellung. Jeder schreibt immer über seine technischen Fähigkeiten, aber ich mag seinen Siegeswillen", sagte Kanadas Trainer Mike Babcock.

Die wenig glanzvolle Vorstellung in den ersten 20 Minuten wollte der 46-Jährige nicht überbewerten. Seine Mannschaft habe sich gefunden, das sei entscheidend. "Außerdem ist Norwegen ein Team, das dich richtig frustrieren kann", sagte Babcock und lobte namentlich den Kölner DEL-Profi Mats Trygg: "Er ist mir positiv aufgefallen."

Das Auftaktspiel der deutschen Auswahl gegen Schweden war bei Redaktionsschluss nicht beendet.