Whistler. Das Duell Maria Riesch gegen Lindsey Vonn sollte einer der Höhepunkte der Olympischen Spiele sein, doch jetzt droht das erste Aufeinandertreffen der Skiköniginnen zur Farce zu werden. Anstatt sich heute (20 Uhr) in der Abfahrt auf das Ringen um die Krone ihres Sports konzentrieren zu können, müssen Riesch und Vonn wohl mit der Strecke kämpfen.

"Die Piste ist von oben bis unten eine einzige Rumpelkiste, darauf habe ich mich einfach nicht wohl gefühlt", sagte Riesch nach dem ersten und einzigen Training auf dem Franz's Run. Die noch immer leicht angeschlagene US-Amerikanerin Vonn klagte: "Der Kurs ist der schlechteste für mein Schienbein überhaupt. Er ist sehr wellig und schmerzhaft, ich war förmlich geschockt." Und auch Anja Pärson aus Schweden schimpfte: "Die Strecke ist fast wie eine Buckelpiste."

Regen und Schnee hatten die Piste am Wochenende aufgeweicht, so dass zunächst alle Trainings und am Sonntag die Super-Kombination verschoben werden mussten. Obwohl es in der Nacht auf Montag kälter wurde, waren die Veranstalter nicht in der Lage, die Piste in einen besseren Zustand zu bringen. "Die Mädels hatten alle Hände voll zu tun, den Berg runterzukommen", sagte Cheftrainer Mathias Berthold.

Gestern wurde die Piste weiter ramponiert. In der Nacht regnete und schneite es erneut, das zweite Training musste abgesagt werden. Gleiches galt für die ebenfalls für gestern angesetzte Super-Kombination der Herren. Diese war bereits vom vergangenen Sonntag auf Dienstag verschoben worden. Nun soll das Rennen am Sonntag anstelle des Riesenslaloms gestartet werden. Zuvor soll es am Sonnabend noch ein verkürztes Abfahrtstraining für die Herren geben. Die Medaillen im Riesenslalom werden laut Plan am kommenden Dienstag vergeben.

Gegen das Wetter sind die Veranstalter machtlos, Berthold forderte sie aber trotzdem auf zu reagieren: "Der Zielsprung ist zu mächtig. Da müssen wir noch mal reden, da gehen die Sprünge zu weit." Neben der Unterlage machte Riesch und Co. bei der Übungsfahrt auch die Zweiteilung zu schaffen. Weil nebenan die Männer-Abfahrt ausgetragen wurde, mussten sie ihren Kurs in zwei Etappen befahren - eine in der Olympiageschichte einmalige Sache. Riesch beschwerte sich jedoch nicht über die Aufsplittung, "obwohl es besser gewesen wäre, alles auf einmal durchzuziehen".

Aufgrund der Zweiteilung hatte auch das Resultat nur bedingte Aussagekraft. Riesch lag in der Addition 1,82 Sekunden hinter Vonn, die Bestzeit fuhr. "Das Ergebnis macht mich nicht nervös. Und dass Lindsey die Favoritin ist, habe ich ja schon immer gesagt", meinte Riesch, die die Olympia-Generalprobe in St. Moritz gewonnen hatte.

Vonns Verletzung ist zwischen den Freundinnen Gesprächsthema Nummer eins. "Maria fragt mich jeden Tag, wie es mir geht", sagte Vonn, die noch vor wenigen Tagen über einen möglichen Verzicht auf die Spiele gesprochen hatte. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. "Sie hat sicher Schmerzen, aber sehr scheint sie das nicht zu beeinflussen", sagte Riesch. Heute wird man sehen, ob das stimmt.