Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy verpatzten ihren Auftritt. Der 30-Jährige gab zu, am Druck zerbrochen zu sein.

Vancouver. Wie gut, dass Robin Szolkowy (30) eine Gemütshacke ist. Stoisch nahm er die Ohrfeige des Trainers hin. Der unumschränkte Chef des deutschen Eiskunstlaufpaares hatte sich bei seiner Manöverkritik auf den männlichen Part des Duos eingeschossen. "Hätte er den Axel gestanden, hätten sie Gold geholt", legte sich Ingo Steuer fest. Dabei steuerte auch Aljona Sawtschenko (26) ihren Teil zur vermurksten Goldmission bei. "Zwei Fehler, da kann man nicht zufrieden sein", dräute es Steuer. Doch da hatte der treuherzige Szolkowy, der in diesem Gespann ohnehin am wenigsten zu bestellen hat, seinen melancholischen Blick schon auf unendlich gestellt.

Fünf Minuten, auf die sich die letzten vier Jahre destillieren lassen und die für sie das Tor zu Ehre, Ruhm und letztlich auch Reichtum aufstoßen sollten: Für Szolkowy und seine ehrgeizige Partnerin Sawtschenko geriet die Kür zu "Jenseits von Afrika" zum Albtraum. Sie begann schon mit einem Missgeschick. Und da zeichnete die gebürtige Ukrainerin für den Punktabzug verantwortlich. Sie sprang den zweiten Dreifach-Toeloop in der Kombination nur zweifach.

Auf der Ehrenrunde nach der Siegerehrung wurden Sawtschenko und Szolkowy überflüssig. An die vier Zipfel der chinesischen Flagge klammerten sich das Gold- und Silberpaar. Shen Xue/Zhao Hongbo gewannen mit Weltrekord vor ihren Landsleuten Pang Qing/Tong Jian. Mit Bronze um den Hals glitten die Deutschen devot hinterher, als müssten sie für die Sieger die Teddybären und Blumen aufklauben.

Überhaupt war es weniger der von vielen befürchtete Abend der zwielichtigen Preisrichter; an der Entscheidung gab es nichts zu rütteln. Der Auftritt der beiden Sachsen bedrückte durch traurige Gesten. In der Tränenecke auf das Urteil wartend, vergrub Sawtschenko entgeistert ihr Gesicht in die Hände auf den Oberschenkeln. Auf dem Eis hatte sie Szolkowy nicht einmal angefunkelt, so wie es manchmal vorkommt, wenn einer vom anderen maßlos enttäuscht ist. Sie sah ihren Partner mitleidig an wie ein verwundetes Reh.

Seit sieben Jahren gleiten Szolkowy und Sawtschenko nun schon zusammen übers Eis, und er sprach in der Stunde der Niederlage von "seelischen und körperlichen Abnutzungserscheinungen". Sie ließ durchblicken, dass es nicht ihre letzten Olympischen Spiele sein werden, er ist sich da nicht so sicher. Fest steht, dass beide gemeinsam bei der WM Ende März ihren Titel verteidigen wollen.

Entscheidend wird auch sein, was der Chef macht. Steuer ist mit Sawtschenko liiert, und wenn sich die Enttäuschung gelegt hat, wird er befinden, ob Modellathlet Szolkowy die zierliche Blondine noch weiter in die Luft stemmen darf. Dabei müsste sich Steuer selbst fragen, ob er sein Vorzeigepaar nicht zermürbt hat. Sie hätten in den vergangen vier Jahren "einiges durchgemacht, da kann uns nichts mehr schocken", sagte Szolkowy noch vor dem Kurzprogramm. Aber er gab eben auch am Montagabend zu, dass er, ähnlich wie Turner Fabian Hambüchen bei den Olympischen Spielen 2008, an der Erwartungshaltung gescheitert ist, die sein Umfeld vorbetete. "Der Druck hat sich im Kopf aufgebaut", gestand Szolkowy. "Das war etwas zu viel für mich. Du willst nur sauber laufen, und dann passiert so etwas". Die ganzen Wochen zuvor habe man gut trainiert, versichert er, Steuer aber sprach nur von Gold.

Vielleicht gibt es aber doch eine Zukunft für Sawtschenko/Szolkowy. Der neue Olympiasieger Hongbo Zhao (37), der 2007 nach dem WM-Gewinn zurücktrat und nur für die Olympiasaison sein Comeback gab, riet Szolkowy einigermaßen erschöpft, sich wieder das Ziel Olympiasieg zu setzen: "Aber warte nicht bis 37."