Den ganzen Abend lief auf den Leinwänden der Olympiaorte der Siegeslauf. Und jedes Mal, wenn Alexandre Bilodeau in der Startbox stand, brandete Jubel durch die Straßen. Die 23,17 Sekunden, die er für seine Fahrt benötigte, die zahllosen Kurzschwünge und zwei Sprünge, die er dabei zeigte - viele Kanadier werden sie wohl ihr Leben lang nacherzählen können. Denn der 22-Jährige hat eine unselige Geschichte begraben. Nach seinem Sieg auf der Buckelpiste von Cypress Mountain hat Kanada endlich seine erste Heim-Goldmedaille bei Olympischen Spielen.

"Entspann Dich, Kanada, Du kannst jetzt ganz beruhigt sein", sagten sie im Staatsfernsehen CTV. "Die Party geht für Kanada jetzt erst los", sagte Bilodeau. "Es werden viele weitere Goldmedaillen folgen." Sein Sieg war nicht nur wichtig für die kollektive Psyche nach zweimal Heimolympia ohne Sieg, Montreal 1976 (Sommer) und Calgary 1988 (Winter), er war auch besonders herzerwärmend. Bilodeau hat einen Bruder, Frédéric (28), der an Kinderlähmung leidet, am Sonntag saß er in seinem Rollstuhl neben der Piste und jubelte nicht minder ekstatisch als die anderen 12 000 Zuschauer. Ihm widmete der Olympiasieger seinen Triumph. "Mein Bruder ist meine Inspiration", sagte er.

Vollends abgerundet wurde das kanadische Glück dadurch, dass der Sieg Bilodeaus gleichzeitig die Niederlage des Favoriten Dale Begg-Smith war. Der Olympiasieger von 2006 ist in Vancouver geboren, wanderte aber im Alter von 16 Jahren nach Australien aus, um die dortige Staatsbürgerschaft anzunehmen. Kritiker hatten vor seiner Rückkehr gefordert, die Behörden sollten ihn dingfest machen. Jetzt hat ihm Kanada wenigstens Gold entrissen.