Whistler. Ingo Steuer (43) ist keiner, der lange um etwas herumredet. "Ja", sagt er, "Platz zwei wäre eine Enttäuschung. Wir wollen Gold!" Die anderen zwei Drittel des Wirs verziehen in diesem Moment keine Miene. Aljona Sawtschenko (26) und Robin Szolkowy (30) kennen die Ansprüche ihres Trainers. "Uns bringt nichts aus der Ruhe. Wir sind relaxt", sagt Szolkowy. Seine Partnerin, die auf dem Eis, lächelt tapfer.

Stärke demonstrieren, das hat Steuer in den vergangenen acht Tagen seit der Ankunft in Vancouver immer wieder von Sawtschenko und Szolkowy verlangt. Nach zwei Weltmeister- und drei Europameistertiteln sollen die beiden Chemnitzer die Nachfolge von Ria und Paul Falk antreten. Die wurden 1952 als bislang letzte deutsche Eiskunstläufer Olympiasieger bei den Paaren. Und deshalb dürfen sich Sawtschenko und Szolkowy in den letzten Stunden vor dem Showdown keine Blöße geben, weder bei öffentlichen Auftritten und vor allem nicht beim täglichen Training. Da schaut die Konkurrenz nämlich ganz genau hin wie die Preisrichter, die in der Nacht zum Montag (Kurzprogramm; ab 1.30 Uhr MEZ) und in der Nacht zum Dienstag (Kür; ab zwei Uhr MEZ) im Pacific Coliseum die Medaillen verteilen.

Steuer, mit Mandy Wötzel 1997 selbst Paarlauf-Weltmeister, weiß um die psychologischen Spielchen vor großen Meisterschaften. Mitten in der Saison hat er daher die Musik gewechselt. Der von Stargeiger André Rieu für das Paar neu arrangierte Fußball-Klassiker "You'll Never Walk Alone" brachte Sawtschenko/Szolkowy wiederholt aus dem Rhythmus und öfter noch aus dem Gleichgewicht. Nach einer Sturzorgie beim Grand Prix in Paris legte Steuer die Filmmusik von "Jenseits von Afrika" zur Kür auf. Sie wird nun auch in Vancouver gespielt.

Rund lief es in der Olympiavorbereitung weiterhin nicht. Sawtschenko litt im Dezember unter einer schweren Grippe, und bei den Europameisterschaften im Januar in Tallinn gewannen Yuko Kawaguti/Alexander Smirnow überraschend den Titel. Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy lächeln zu allen Diskussionen. "Wenn wir keine Fehler machen, gewinnen wir. Also konzentrieren wir uns voll auf uns", sagt Szolkowy. Steuer nickt dazu. Das sind seine Worte.