Hamburg. Das mit dem Aufwärmprogramm kann Martin Schwalb nicht mehr hören. Erst ein Zweitligist im Pokal, dann ein punktloser Gegner in der Champions League und jetzt in der Bundesliga erneut ein Tabellenletzter - könnte der Terminplan noch günstiger sein für die HSV-Handballer, um nach fünf Wochen EM-Pause in den harten Alltag zurückzufinden?

Ja, meint der Trainer, und das wenig überzeugende 37:21 (17:13) am Donnerstag gegen den norwegischen Meister Fyllingen hat ihn darin nur bestärkt. "Ich hätte mir einen Knaller zum Auftakt gewünscht", sagte Schwalb, "damit die Jungs wissen, dass sie wieder Vollgas geben müssen." So aber sei vor allem er gefordert - als Motivator. Beim mühsamen 36:29-Pokalerfolg beim VfL Bad Schwartau am vergangenen Sonnabend hielt Schwalb zur Halbzeit eine Kabinenpredigt, deren Inhalt laut Ohrenzeugen nicht druckreif ist. Und auch am Donnerstag legte er sich phasenweise mehr ins Zeug als seine Spieler. "Du weißt vorher, da kommt ein leichter Gegner, und kommst dann schwer ins Spiel", beschrieb Kapitän Guillaume Gille das Dilemma.

Tatsächlich drohte der HSV zuletzt in ein altes Muster zu verfallen: Er spielte nur so gut wie eben nötig. Es ist wohl kein Zufall, dass die Hamburger letztmals beim 29:29 bei Meister Kiel begeistern konnten. Die fünf folgenden Auftritte waren zwar sieg-, aber nicht ruhmreich.

"Die Mannschaft hat nun mal den Anspruch, gegen große Gegner zu spielen", sagt Schwalb. Am Sonntag (17 Uhr) könnte der Energiespar-Modus nicht mehr reichen, um drei Tage später als Tabellenführer ins Topspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen zu gehen. Gegner GWD Minden ist zwar abgeschlagen Klassenletzter. Doch nach der Entlassung von Trainer Richard Ratka richtete Manager Horst Bredemeier einen flammenden Appell "an die Ehre der Mannschaft, alles für den Erfolg zu tun". Der frühere Bundestrainer selbst wird neben Ex-Nationalspieler Frank von Behren auf der Trainerbank Platz nehmen. "Solche Situationen sind brandgefährlich", warnt Schwalb: "Das gibt ein Hauen und Stechen."