Am Freitag kommt es zum ersten Duell der beiden deutschen Piloten - Red Bull will den großen Konkurrenten Ferrari, McLaren und Mercedes trotzen.

Jerez/Neuss. Sebastian Vettel fühlt sich gerüstet für das Duell mit Rückkehrer Michael Schumacher. Mit Sonderrechten, großem Selbstbewusstsein und einem akribisch ausgetüftelten Auto will der Vize-Weltmeister im Comeback-Jahr seines Idols den fehlenden Schritt zum WM-Titel gehen.

"Das Ziel ist klar: Ich will Weltmeister werden", sagte Vettel gestern bei der Vorstellung seines neuen Dienstwagens RB6 in Jerez und ergänzte mit Blick auf den Rekord-Weltmeister: "Unser Verhältnis hat sich überhaupt nicht verändert. Aber es ist schön, sich jetzt endlich auf der Strecke zu messen." Schumacher, der gestern fast zeitgleich in München zwei Modemarken vorstellte, gibt in diesem Jahr bei Mercedes sein Comeback und fährt damit erstmals gegen seinen potenziellen Nachfolger. "Wenn er die meisten Berichte hat, ich aber die meisten Pokale, soll mir das recht sein", sagte Vettel.

Derweil räumte der Red-Bull-Motorsportbeauftragte Helmut Marko dem 22-jährigen Heppenheimer Sonderrechte ein. "Vettel hat bei uns insofern eine Ausnahmestellung, als er sich nach seinem eigenen Gutdünken auf die Rennen vorbereiten kann", erklärte der frühere Formel-1-Pilot und ergänzte: "Er ist dann zwei Tage für niemanden erreichbar." Auch Medienauftritte seien "auf ausdrücklichen Wunsch Vettels" reduziert worden.

Den neuen Dienstwagen fuhr beim gestrigen Medientermin zunächst Vettels australischer Teamkollege Mark Webber. Vettel, der schon bei der Präsentation mit tief ins Gesicht gezogener Mütze sehr konzentriert wirkte, steigt am Freitag ins Auto. Dann wird es auch zum ersten Duell mit Schumacher kommen.

Um den RB6 optimal entwickeln zu können, hatte Red Bull auf die ersten Tests in Valencia verzichtet und stieg erst am Mittwoch in Jerez in die sportliche Saisonvorbereitung ein. "Die drei Topteams haben eine ganz andere Zahl von Leuten und auch ein deutlich höheres Budget. Wir müssen mit unseren Mitteln cleverer sein", meinte Marko mit Blick auf die vermeintlichen Haupt-Konkurrenten Ferrari, McLaren und Mercedes.

So präsentierte das Vettel-Team auch als letzter Titelanwärter seinen neuen Wagen. Die beiden Piloten enthüllten das Auto um kurz nach halb 9, und Vettel konnte sich sofort mit ihm anfreunden. "Es sieht besser aus und sollte schnell sein", meinte er: "Ob es dann wirklich so schnell ist, wird man erst auf der Strecke sehen, auch wenn sich alle Zahlen, die der Computer ausspuckt, gut anhören."

Der überwiegend in Dunkelblau gehaltene Bolide hat mehr gelbe Flächen, der hintere Teil gleicht einer Haifischflosse. Laut Vettel sei vor allem spannend, "wie viel die anderen sich von unserem Auto des letzten Jahres abgeschaut haben". Da galt das Modell als wegweisend. Doch der Revolution im Vorjahr folgte nun, wie Vettel anmerkte, allenfalls "eine Evolution".

Durch den kalkulierten Verzicht auf Valencia bleiben dem Team bis zum Saisonauftakt am 14. März in Bahrain nur zwölf Testtage. Dennoch herrscht nicht nur bei Vettel Optimismus vor. "Das Gesamtpaket wird, glaube ich, sehr, sehr gut sein. Wir blicken optimistisch auf diese Saison", sagte Marko und hält das Potenzial seines deutschen Fahrers für noch lange nicht ausgeschöpft: "Ich glaube nicht, dass wir bald schon das Limit des Sebastian Vettel sehen werden." Schumacher, bisher eher väterlicher Freund des Hessen, sollte auf der Hut sein.