Vancouver. In bisher nicht gewohnter Weise warnt das Internationale Olympische Komitee (IOC) potenzielle Doper vor dem Auftakt der Winterspiele in Vancouver. "Wir können in Kürze auch das Präparat Hematide nachweisen und alle Proben acht Jahre lang auf neue Substanzen untersuchen", lautet die Botschaft von Medical-Chef Professor Arne Ljungqvist aus Schweden an die Trickser der Szene. Glaubt man aber den Doping-Experten, gibt es auch in naher Zukunft keine Chance, die aktuellen Renner auf dem Markt der Manipulation wie Insulin-Präparate und Wachstumshormone aufzuspüren. Und längst geht die Angst um, dass Gendoping keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern nackte Realität.

Eigenblut-Doping kann nur dann geahndet werden, wenn man die Täter wie 2006 in Turin Österreichs Biathleten und Langläufer auf frischer Tat ertappt. Razzien wie damals in Italien soll es laut IOC-Präsident Jacques Rogge bei begründetem Verdacht auch in Vancouver geben. Er machte außerdem deutlich, dass erstmals bei Olympia Athleten auch ohne positiven Test disqualifiziert werden könnten und die Blutdaten Basis zur Anlegung von Profilen seien. Ausschluss von den Spielen droht Betrügern laut IOC-Vizepräsident Thomas Bach auch, wenn sie sich zweimal nicht ordnungsgemäß abmelden und für Fahnder nicht erreichbar sind.

400 Athleten wurden seit Öffnung des Olympischen Dorfes bereits getestet. Die deutschen Biathleten wurden laut Gold-Hoffnung Magdalena Neuner im Trainingslager Vancouver-Island teils mehrfach kontrolliert. "Alles Mumpitz", sagt Dopinggegner Werner Franke zu den 2000 Kontrollen, die vor und während der Spiele angekündigt sind. "Ich gehe davon aus, dass in den Ausdauerwettbewerben die Mehrzahl der Spitzenathleten gedopt ist. Wer erwischt wird, muss aus Doofmannshausen kommen. Es wird zu unintelligent getestet", wirft er dem IOC und der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada vor.

Der Molekularbiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg fürchtet, dass auch Manipulationen trotz Beobachtung der Athleten bei der Urinabgabe nicht total unterbunden werden: "Der Trainer kommt mit einem Behälter zu seiner Athletin. Er führt über die Vagina einen Schlauch in die Blase ein und verabreicht ihr Fremdurin - und schon ist der Test negativ. Das geht auch bei Männern."