Der Trainer vom Gegner Fyllingen Håndball war 2002 der erste Coach des HSV. Nun kehrt der Schwede nach Hamburg zurück.

Hamburg. Ein wenig enttäuscht war Anders Fältnäs dann doch, als er hörte, dass die Partie morgen in der Sporthalle Hamburg stattfindet. Zu gern hätte er seinen Spielern von Fyllingen Håndball einmal die Color-Line-Arena vorgeführt. Nicht aus Nostalgie, auch wenn Fältnäs (47) vielleicht Anlass dazu hätte. Zu seiner Zeit beim HSV, dessen erster Trainer er war, waren ihm nur zwei Heimspiele in dem damals nagelneuen Handballtempel vergönnt, dann wurde er entlassen. Im Herbst 2002 war das.

Knapp acht Jahre später kehrt der Schwede nun also nach Hamburg zurück, und er bringt keine großen Hoffnungen mit. Das Hinrundenspiel zu Hause in Bergen hat der norwegische Meister mit 17:48 verloren. "Eigentlich sind wir zu schwach für die Champions League", sagt Fältnäs. Er wäre schon froh, wenn seine Spieler aus dem Duell mit dem Bundesliga-Ersten lernen würden.

Denn das ist es, was ihnen vor allem fehlt: Erfahrung. 21,8 Jahre alt ist die Mannschaft im Durchschnitt, der Jüngste ist 16. Vom Handball leben kann keiner von ihnen. Drei Spieler arbeiten Vollzeit, drei Teilzeit, die anderen studieren. Das reicht zwar, um in der Meisterschaft mitzuspielen, aktuell ist Fyllingen Tabellenzweiter hinter Drammen. Aber wer gut genug ist, geht ins Ausland: "Solange in Deutschland, Dänemark und Spanien hohe Gehälter gezahlt werden, haben wir keine Chance", ahnt Fältnäs.

Seinen Vertrag hat er trotzdem gerade um zwei Jahre verlängert, "weil mir die Zukunft unserer Talente am Herzen liegt". Für sie sei die Champions League ein Riesenerlebnis, und es wäre in der Color-Line-Arena eben ein noch größeres gewesen. Im vierten Jahr ist Fältnäs nun Trainer in Bergen-Fyllingsdalen, das heißt, eigentlich ist er das Faktotum im Verein. Vergangenen Freitag hat der Manager gekündigt, seitdem sind sie in der Geschäftsstelle des Klubs nur noch zu zweit. "Ich mache viel Administration mit", sagt Fältnäs.

Es ist, als sei die Handballmoderne an Norwegen vorbeigegangen. Während allerorten Multifunktionsarenen aus dem Boden sprießen, wird in der Postenligaen noch in Schulturnhallen gespielt, in denen ein paar Bänke zu Tribünen zusammengeschoben werden. Fyllingens Heimspielstätte fasst 1500 Besucher, zum Spiel gegen den HSV kamen im November genau 768. "Wir sind um zehn Jahre hinterher", sagt Fältnäs. Der erhoffte Impuls der Heim-EM 2008 blieb aus, auch die Erfolge der Nationalmannschaft halfen dem Vereinshandball nicht auf die Sprünge.

Und so erinnert Fältnäs vieles an seine Anfangszeit beim VfL Bad Schwartau, den er 2001 sensationell zum Pokalsieg führte. Mit dem Umzug des Teams nach Hamburg im Jahr darauf begannen seinerzeit die Probleme: Der Verein war pleite, viele Spieler verletzt, die Medien gossen Häme über das Prestigeprojekt aus. "Das hat mich sehr mitgenommen", gibt Fältnäs zu. Trotzdem habe ihn die Zeit beruflich weitergebracht: "Den Druck musst du einmal erlebt haben."

Heute Mittag gehen weitere Karten für das Final-Four-Turnier der Champions League in Köln (29./30. Mai) in den Verkauf. Bestellungen (50/200 Euro): ehffinal4.com und Tel. 0221-280 288.