Hamburg. Wenn Robert Woge in ferner Zukunft auf seine sportliche Karriere zurückblickt, dann könnte es sein, dass der Dezember 2008 als Wendepunkt Eingang in seinen Lebenslauf findet. Bei einer Trainingseinheit im Niendorfer Gym des Profiboxstalls Arena lernte der heute 25 Jahre alte Halbschwergewichtler den Hamburger Fitnesstrainer Moritz Klatten kennen. Man verstand sich auf Anhieb, und nachdem Klatten den Sportler in dessen Heimat Halle an der Saale besucht hatte, war klar, dass beide zusammenarbeiten wollten.

Ein gutes Jahr später bereitet sich Woge nun in dem zum Fitnessstudio umgebauten Keller in Klattens Eppendorfer Haus auf sein Profidebüt vor, das am 27. März in der Sporthalle Hamburg auf der von Sat.1 live übertragenen Arena-Gala stattfinden soll. Neben der Arbeit im Kraft- und Ausdauerbereich kümmert sich Klatten auch als Manager um die Belange seines Schützlings. Die Kooperation mit Arena ist für Woge der Einstieg in einen Beruf, den er schon vor sieben Jahren hätte vollziehen können.

Als 18-Jähriger hatte der 1,80 Meter große Athlet, der einst Fußball spielte, aber sich als Einzelkämpfer wohler fühlte und deshalb 1997 mit dem Boxen begann, ein Angebot des Hamburger Universum-Stalls. "Damals fühlte ich mich aber nicht reif für den Wechsel", sagt er, "ich wollte noch Erfahrung bei den Amateuren sammeln." Ein Vorvertrag mit Universum ermöglichte ihm, trotz eines geregelten Einkommens nicht nur als Amateur weiterzukämpfen, sondern sich auch um seine Ausbildung zum Schreiner zu kümmern. Als vor gut einem Jahr dann Arena ein Angebot vorlegte, bat er Universum um die Freigabe, die er auch erhielt. Doch erst durch die Arbeit mit Klatten fühlt sich der Familienvater, der mit Ehefrau Stefanie und Tochter Lea (1) ein Haus in Halle bewohnt, nun bereit für den Wechsel ins Profilager.

Dass dieser Schritt zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, davon ist Klatten überzeugt. "Robert boxt einen Stil, der besser zu den Profis passt als zu den Amateuren. Er kann unglaublich viel einstecken und kommt mehr über seine Physis als über die Technik", sagt er. Tatsächlich ist Woge, der das boxspezifische Training in Halle mit Hans-Jürgen Witte absolviert, ein Mann fürs Grobe, der den Schlagabtausch sucht. Dass er im vergangenen Jahr den renommierten Chemie-Pokal in seiner Heimatstadt gewann, hat ihm die Sicherheit gegeben, auch bei den Profis bestehen zu können. "Durch das Training mit Moritz stehe ich stabiler in der Defensive und habe mich körperlich weiterentwickelt", sagt Woge, der dank eines strikten Ernährungsplans seinen Körperfett-Anteil reduzierte und in Muskelmasse umwandelte.

Bei Arena ist man, anders als bei Universum, überzeugt davon, dass Woge sich seinen Traum, Weltmeister zu werden, erfüllen kann. "Er ist ein Riesentalent und kann in die Fußstapfen eines Dariusz Michalczewski treten", sagt Arena-Chef Ahmet Öner. Kooperationspartner Sat.1 hält Woge neben Hauptkämpfer Steffen Kretschmann (Schwergewicht) für eine weitere deutsche Hoffnung. Woge bleibt gelassen. "Ich mache mir über mein Profidebüt keinen Kopf", sagt er. Im Ring vereine er die Charaktere seiner Eltern, die in Könnern bei Halle mehrere Gaststätten betreiben. "Mein Vater ist aufbrausend, meine Mutter sehr ruhig. Ich bin deshalb im Kopf immer sehr klar, aber gehe aggressiv nach vorn."

Vielleicht ist Woge auch deshalb so entspannt, weil er mehrere Alternativen hat. Er besitzt einen Lkw-Führerschein, war ein Jahr bei der Stadt Halle angestellt und nutzt seine Schreiner-Fähigkeiten, um alte Möbel zu restaurieren, die er in seinem Haus und bei seinen Großeltern auf dem Dachboden lagert. Zudem sammelt er Motorrad-Oldtimer, die er mit einem Freund auf Vordermann bringt.

Ruhe findet er im Sommer beim Angeln. "Ich weiß, wie es ist, wenn man sein Geld hart verdienen muss. Deshalb genieße ich es, dass ich mein Hobby zum Beruf machen kann", sagt er.