Mit 36:29 siegte der HSV beim VfL Bad Schwartau und zieht ins Final Four ein. Die Hamburger finden nach der EM-Pause wieder zueinander.

Lübeck. Mitten in der eigenen Vergangenheit bekam Christian Fitzek dann doch ein wenig Sorge um die Zukunft. 38 Minuten waren gespielt im DHB-Pokal-Viertelfinale, und die HSV-Handballer lagen beim Zweitligisten VfL Bad Schwartau, aus dem sie vor acht Jahren durch einen Lizenztransfer hervorgegangen waren, mit 17:18 zurück. Sie hatten das Spiel "eine Schippe zu leicht genommen", wie der sportliche Leiter besorgt feststellte. Und plötzlich schien der Einzug ins Final Four gefährdet zu sein. "Das darf man einfach nicht aufs Spiel setzen."

Um es gleich zu sagen: Fitzeks Sorgen waren am Ende unbegründet. Die Hamburger gewannen klar 36:29 (11:11), sie haben damit zum sechsten Mal insgesamt und zum fünften Mal hintereinander die Pokalendrunde in der heimischen Color-Line-Arena (10./11. April) erreicht. Kurz: Sie haben genau das getan, was man von einem Bundesliga-Tabellenführer erwarten darf, der nach einer fünfwöchigen EM-Pause ganze zwei Einheiten zur Vorbereitung hatte. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

Vielleicht hätte dieses Spiel in früheren Jahren ja tatsächlich eine andere, sensationelle Wendung genommen. Zweimal hatte der HSV bereits beschlossen, seiner Favoritenstellung gerecht zu werden, und sich erst auf 8:6 (20. Minute), später auf 17:14 abgesetzt (36.). Doch jedes Mal kehrte der VfL mit Macht zurück, er dachte nicht daran, sich mit der Rolle des Kooperationspartners zufriedenzugeben, und 2600 Zuschauer in der brodelnden Lübecker Hansehalle hatten die passende Partyhymne schon auf den Lippen: "Hey, das geht ab!"

Matthias Flohr, der HSV-Linksaußen, hatte es genau so kommen sehen: "Die machen hier das Spiel des Jahres, und wir kommen nach der EM nur schwer in Tritt. In solchen Spielen kannst du eigentlich nur verlieren." Dem TBV Lemgo war genau das in der dritten Runde des Wettbewerbs passiert, er unterlag nach einer 17:12-Halbzeitführung bei den Schwartauern noch mit 28:29.

Der HSV konnte einen Fehlstart ins Handballjahr abwenden, weil er Souveränität nicht mit Arroganz verwechselte. Er bleibt im Pokal seit Gründung auswärts unbesiegt und hat, weit wichtiger, das erste Saisonziel erreicht. Und der Titel scheint nahe, nachdem Titelverteidiger Kiel gestern strauchelte (s. u.).

Knapp 150 000 Euro Einnahme sind dem Klub in jedem Fall sicher. Das könnte die laufenden Vertragsverhandlungen mit Torwart Per Sandström beflügeln. Für eine Verpflichtung des Lemgoer Nationalteamkapitäns Michael Kraus ist das Geld aber nicht vorgesehen, eine Ablöse will man nicht zahlen. Präsident Andreas Rudolph: "Wenn er umsonst kommt, ist er willkommen."

Am Donnerstag ist im Champions-League-Spiel gegen das punktlose Fyllingen (20.15 Uhr, Sporthalle Hamburg/Eurosport) noch einmal Gelegenheit, sich einzuspielen, bevor es am Sonntag nach Minden geht. Fitzek: "Bis dahin sollte jeder wissen, dass er wieder zu Hause ist."

Tore, Bad Schwartau: Schult 7, Zeschke 6, Hinrichsen 5, Podbolinski 5, Tretow 2, Dombrowski 2, Jahn 2; Hamburg: Hens 7, K. Lijewski 6, Vori 5, Lindberg 5 (1 Siebenmeter), Jansen 4, M. Lijewski 3, G. Gille 3, Duvnjak 2, Lackovic 1. Schiedsrichter: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen). Zuschauer: 2632 (ausverkauft). Zeitstrafen: 2; 0.