Kommende Woche startet das America's-Cup-Event. Dabei treffen außergwöhnliche Boote aufeinander.

Valencia. Wie typische Segelyachten wirken sie nicht, die beiden Boliden zur See. Eher wie zwei technische Wunderwaffen aus ferner Zukunft. Die eine, "Alinghi 5", ist ein futuristischer Katamaran, die andere mit Namen "USA" gar ein Dreirumpfboot, das statt von herkömmlichen Segeln durch die Tragflächen eines Flügelmasts angetrieben wird. Auf diesen 30 Meter langen Auswüchsen eines endlosen Rechtsstreits soll von Montag an im spanischen Valencia der 33. America's Cup ausgetragen werden. Das Schweizer Syndikat Alinghi verteidigt die begehrte Silbertrophäe gegen den US-Herausforderer BMW Oracle Racing.

Die Stiftungsurkunde von 1887 sieht ein sogenanntes "Deed of Gift Match" über maximal drei Wettfahrten vor. Wer zwei gewinnt, hat den Cup gewonnen. Das zweite Rennen steht für Mittwoch auf dem Plan, ein eventuelles Entscheidungsmatch am Freitag.

Dass es überhaupt zum Showdown auf dem Wasser kommt, hielten Beobachter schon nicht mehr für möglich, so verfahren war die Situation. In neun bizarren Gerichtsverfahren wurde über so ziemlich alles gestritten. Nicht nur über die Boote, sondern auch über Eckpfeiler der Regatta wie Zeitpunkt und Austragungsort.

Nachdem 2007 die 32. Auflage mit der ersten deutschen Beteiligung in 156 Jahren als bester America's-Cup-Event gefeiert worden war, brüskierten die Eidgenossen die Konkurrenz mit eigensinnigen Spielregeln für den nächsten Wettbewerb. Da platzte dem Software-Tycoon Larry Ellison ("Oracle"), vom Scheitern seines Angriffs auf die Kanne ohnehin gewurmt, der Kragen. Dem laut "Forbes"-Liste viertreichsten Mann der Welt mit einem geschätzten Vermögen von 16 Milliarden Euro war keine Anwaltssozietät zu teuer, um Widersacher Ernesto Bertarelli, einem Schweizer Biotech-Mogul, die Stirn zu bieten. So erzwang er, dass BMW Oracle Racing exklusiv nach dem Cup greifen darf. In New York ist ein weiteres Verfahren anhängig, bei dem entschieden werden soll, ob Alinghi mit seinen Segeln starten darf. Diese seien nämlich in den USA gebaut worden und nicht in der Schweiz, behauptet BMW Oracle. Die Entscheidung fällt erst nach den Rennen am 25. Februar.

Der deutsche Chefdesigner von Alinghi, Rolf Vrolijk, glaubt: "Die Chancen stehen 50:50". Seinem Hightech-Kat werden Vorteile bei ganz leichter Brise zugerechnet, weshalb in den Regeln auf ein unteres Windlimit verzichtet wurde. Bei mäßigem Wind könnte dagegen das 68 Meter hohe Flügelrigg schneller und genauer zu trimmen und dadurch effizienter sein. Nach oben hin ist schon bei 15 Knoten, knapp Windstärke vier, Schluss. Darüber werden die 27 Meter langen Mehrrümpfer zu unberechenbaren Raketen. Sie erreichen ein Mehrfaches der Windgeschwindigkeit an Bootsspeed.

"Das sind außerirdische Geschosse", sagt der dreimalige Olympiasieger Jochen Schümann voller Respekt. "Aber beide Mannschaften haben viel zu wenig trainieren können." Schümann kennt auch die menschlichen Tragödien hinter dem verbissenen Kampf, denn er war vor sieben Jahren beim Überraschungssieg als Stratege an Bord der "Alinghi".

Steuermann Russell Coutts, der vielen als bester Segler aller Zeiten gilt, und Taktiker Brad Butterworth, beide geborene Neuseeländer, waren einmal Freunde. Dreimal gewannen sie gemeinsam den America's Cup, 1995 und 2000 für ihr Heimatland und 2003 als Legionäre für Alinghi. Doch dann fiel Coutts bei Bertarelli in Ungnade. Jetzt segelt er für Ellison.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Kampfhähne mit ihren gefährlichen Wunderwaffen nicht gegenseitig über den Haufen fahren, wenn am Montag um 10 Uhr (live im Internet auf www.americascup.com ) der Countdown für den ersten Start beginnt.