Wenn am Sonntag die Lose für die Qualifikation der EM 2012 in Polen und der Ukraine gezogen werden, ist die deutsche Elf als Gruppenkopf gesetzt.

Warschau/Hamburg. Die ganz dicken Brocken wie Titelverteidiger Spanien oder Weltmeister Italien versperren der DFB- Elf auf dem Weg zur EM 2012 nicht den Weg. Im Gegensatz zur Auslosung für die EM 2008 können Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff der Zeremonie an diesem Sonntag (12.00 Uhr/ARD und Eurosport) etwas entspannter entgegensehen. Wenn im Kulturpalast von Warschau die polnischen Fußball-Legenden Zbigniew Boniek und Andrzej Szarmach sowie die ukrainischen Stars Oleg Blochin und Andrej Schewtschenko die Lose ziehen, ist die Auswahl des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) als Gruppenkopf gesetzt. Damit kommen auch der WM-Zweite Frankreich, Nachbar Niederlande oder die erstarkten Engländer als Qualifikations-Gegner nicht infrage.

Aus sechs Lostöpfen werden insgesamt 51 europäische Nationalteams in neun Gruppen eingeteilt und kämpfen um 14 Startplätze. Die beiden Gastgeberländer sind automatisch qualifiziert. Mögliche deutsche Quali-Gegner sind aus Topf 2 Ottmar Hitzfelds Schweizer oder Otto Rehhagels Griechen. Die Bewerber werden in sechs Sechser- und drei Fünfer-Gruppen eingeteilt. Die Gruppensieger und der beste Zweitplatzierte qualifizieren sich direkt für die Endrunde vom 9. Juni bis 1. Juli 2012. Die acht weiteren Gruppenzweiten spielen im November 2011 in Playoff-Duellen die vier restlichen EM-Plätze aus.

Ungeachtet des jüngsten Lobes von UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino („Wir liegen genau im Plan. Die Vorbereitungen für die EURO 2012 laufen gut und wir sind alle fest davon überzeugt, dass es eine fantastische EURO werden wird“) sind die EM-Gastgeber erneut in die Diskussion geraten. Erst sorgte die am Mittwoch bekanntgewordene Verzögerung beim Stadionbau in Breslau und das drohende Aus als EM- Spielort für Unruhe, dann kündigten polnische Vertriebenenverbände für diesen Freitag Proteste in der polnischen Hauptstadt an.

Zwei Tage vor der Ziehung der Lose sind vor der ukrainischen Botschaft in Warschau und ukrainischen Konsulaten in fünf weiteren Städten Demonstrationen geplant. Wie der Sprecher der polnischen Vertriebenen aus der Ukraine, Tadeusz Isakowicz-Zaleski, ankündigte, wollen Vertreter polnischer Opferverbände den Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union UEFA in einem Brief auffordern, „auf die negative Entwicklung in der Ukraine zu reagieren“. Hintergrund des Streits: Die polnischen Vertriebenen wollen gegen die Würdigung des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera durch Präsident Viktor Juschtschenko protestieren. Juschtschenko hatte dem früheren Separatistenführer vor knapp zwei Wochen posthum den Titel „Held der Ukraine“ verliehen. Polnische Flüchtlinge machen Bandera verantwortlich für Morde an der polnischen Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. In der Ukraine, vor allem in Lemberg (Lwiw), gebe es „extrem nationalistische, antipolnische und antisemitische“ Ausfälle, sagte Isakowicz-Zaleski. Dies sei ein Hindernis bei der EM- Ausrichtung, betonte der katholische Priester aus Krakau.