Innsbruck. Die deutschen Handballer müssen am Freitag erstmals seit zehn Jahren vorzeitig von einer Europameisterschaft abreisen. In seinem zweiten Hauptrundenspiel erlitt der WM-Fünfte von 2009 in Innsbruck mit dem 20:25 (9:14) gegen Spanien die dritte Turnierniederlage und kann das Spiel am Sonnabend in Wien um Platz fünf nicht mehr erreichen. Damit ist die schlechteste EM-Platzierung der deutschen Mannschaft seit dem neunten Platz im Jahr 2000 besiegelt. "Ich habe gedacht, dass die Mannschaft einen Schritt weiter wäre", sagte Bundestrainer Heiner Brand, nahm sein eher unerfahrenes Team aber zugleich in Schutz.

"Die Spieler wollten schon, es war jedoch ein körperliches Problem", sagte er: "Ich habe mich auch sehr geärgert, aber mit ein bisschen Abstand habe ich für einiges Verständnis, weil ich weiß, dass diese Mannschaft immer alles gibt. Wenn man nicht voll bei Kräften ist, treten die von mir beklagten technischen Mängel noch verstärkt auf. Bei einigen fehlte der letzte Kick, weil sie einfach müde waren. Die Bereitschaft zu gewinnen war auch heute da." Mit einem Sieg am Donnerstag (16.30 Uhr/ZDF) gegen Tschechien kann die deutsche Mannschaft maximal Platz vier in der Hauptrundengruppe I erreichen.

Vor nur rund 5000 Zuschauern in der Innsbrucker Olympiahalle bot das Team eine ernüchternde Leistung. Es agierte vor allem im Angriff erneut unbeholfen und planlos. Im Gegensatz zu den leidenschaftlichen Auftritten bisher ließ es diesmal aber auch jegliches Aufbäumen vermissen. "Wir haben uns in den ersten Minuten von der Härte der Spanier den Schneid abkaufen lassen", meinte Kapitän Michael Kraus. Die Spanier seien hochmotiviert gewesen, "bei denen ging es um alles, wir hatten theoretisch noch die Chance auf Platz fünf". "Es hat sich letztlich ausgewirkt, dass wir in den vorangegangenen Spielen kämpferisch an unsere Grenzen gegangen sind", sagte HSV-Torhüter Johannes Bitter (HSV), der wie Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) ebenfalls nicht an die guten Leistungen der vergangenen Begegnungen anknüpfen konnte. Nach dem deutlichen Halbzeitrückstand setzte Brand in der zweiten Hälfte vor allem auf jene Spieler, die bisher im Turnier weniger Einsatzzeiten hatten. Mehr Frische kam dadurch nicht ins deutsche Spiel. Die Spanier nutzten ihre Torchancen weiter konsequenter und siegten souverän.