Keppler erfüllte nach einem äußerst mäßigen Saisonstart die Norm in Kitzbühel und damit auf einer der schwierigsten Strecken der Welt.

Kitzbühel. Als er im Ziel der berüchtigten Streif in Kitzbühel die „14“ aufleuchten sah, explodierte Stephan Keppler geradezu vor Freude. Mit einem gewaltigen Jubelschrei und geballten Fäusten feierte der 26-Jährige seine äußerst rasante Fahrt, die ihn schnurstracks zu den Olympischen Spielen führt. „Wahnsinn. Seit ich mich erinnern kann, träume ich von Olympia“, sagte der Ebinger, als er seine vorletzte Chance genutzt hatte, sich als zweiter deutscher Ski-Rennläufer doch noch das Ticket nach Vancouver zu holen.

Mit dem Sieg im Super-G zum Auftakt der Weltcup-Rennen am Hahnenkamm, den sich Weltmeister Didier Cuche aus der Schweiz vor den Österreichern Michael Walchhofer und Georg Streitberger holte, hatte Keppler nichts zu tun. Wie ein Gewinner fühlte er sich aber trotzdem: Als erster deutscher Abfahrer seit Markus Wasmeier und Hansjörg Tauscher 1994 qualifizierte er sich regulär für Olympia. In Nagano war kein DSV-Schussfahrer am Start, nach Salt Lake City war Max Rauffer ohne erfüllte Norm mitgenommen worden.

„Hier in Kitzbühel mit so einer hohen Nummer ist Stephans Leistung mehr als anerkennenswert“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier über die in der Tat beeindruckende Fahrt von Keppler. Mit Nummer 46 gestartet, fuhr er zum besten Resultat eines deutschen Abfahrers seit 1995, als Stefan Krauss bei der klassischen Hahnenkamm-Abfahrt Rang neun belegt hatte. Dabei ließ er Superstars wie Carlo Janka (Schweiz) oder Bode Miller (USA) hinter sich. Zuvor hatte bei den DSV-Männern nur Slalom-Fahrer Felix Neureuther die Norm erfüllt.

Bemerkenswert außerdem: Keppler erfüllte nach einem äußerst mäßigen Saisonstart die Norm in Bormio (Rang 13 Ende Dezember) und nun in Kitzbühel und damit auf zwei der schwierigsten Strecken der Welt. Schon in den Trainingsläufen für die Abfahrt am Samstag war er als 19. und 14. erstaunlich schnell unterwegs gewesen, und entsprechend groß war sein Optimismus. „Ich bin im Super-G ja auch nicht so schlecht, aber wenn das Selbstvertrauen da ist, dann geht es in jeder Disziplin“, sagte er.

Kepplers Zuversicht war nach dem Einfahren für den Super-G, der im Gegensatz zu Abfahrtsrennen ohne vorherige Trainingsfahrten bestritten wird, nicht geringer geworden. „Das letzte Mal, dass ich so ein Gefühl hatte, war in Gröden, als ich Achter geworden bin“, berichtete er. Das besagte Rennen und ein zweiter achter Platz kurz zuvor in Lake Louise liegen allerdings bereits mehr als drei Jahre zurück - seitdem war Keppler nur noch 2007 in Kvitfjell (12.) und eben in Bormio an die Top Ten herangefahren.

Die Abfahrt am Samstag, die seine letzte Chance gewesen wäre, kann Keppler nun gelassen angehen: „Wenn es das letzte Rennen für mich gewesen wäre, wäre die Nervosität ziemlich groß gewesen“, gab er zu. Nun will er sogar noch einen drauflegen, ebenso wie die am Freitag geschlagenen Österreicher: „Es ist auf jeden Fall noch eine Steigerung drin“, betonte der zweitplatzierte Walchhofer, der die Bestzeit von Cuche um 0,28 Sekunden verpasste. Keppler fehlten zur Siegerzeit auch nur 0,75 Sekunden.