Miese Stimmung sorgt für weitere miese Ergebnisse. Auf diese Formel lässt sich der Dauerzwist zwischen Behle und dem Damen-Team reduzieren.

Hamburg/Rybinsk. Als die Biathletin Magdalena Neuner am Mittwoch beim Weltcuprennen in Antholz allen Konkurrentinnen davonlief, wird das auch Jochen Behle gefreut haben. Wie sehr der deutsche Langlauf-Bundestrainer ein Auge auf die Skijägerinnen wirft, verrät viel über die Not in seinem eigenen Kader. Schon zu Beginn der Saison liebäugelte Behle mit einem Einsatz der sechsmaligen Biathlon-Weltmeisterin in der deutschen Langlauf-Staffel bei Olympia. "Wenn wir in Vancouver Ausfälle haben, ist Neuner eine Alternative für uns. Sie kann uns helfen", sagt Behle. Im Moment konzentriere er sich aber auf die Vorbereitung seiner Schützlinge auf den Saisonhöhepunkt in Kanada.

An diesem Wochenende werden Evi Sachenbacher-Stehle und ihre Teamkolleginnen beim Weltcup im russischen Rybinsk starten. Nach dem Trainingslager im italienischen Toblach ist das Rennen ein letzter Leistungstest, bevor es in Richtung Kanada geht, für Sachenbacher-Stehle geht es gar noch um das Ticket für Olympia. Bei den Männern fehlen außer René Sommerfeldt die deutschen Medaillenkandidaten. Axel Teichmann, Jens Filbrich und Tobias Angerer trainieren lieber in Italien. Es gilt, die starke Form der letzten Rennen nicht noch im russischen Schnee zu verlieren.

Die Frauen sollen dagegen genau dort ihre Form finden. In dieser Saison gab es viele schwarze Wochenenden für die deutschen Langläuferinnen. Bei der Tour de Ski Anfang des Jahres zog Bundestrainer Behle fast die komplette Damen-Mannschaft aus dem Rennen zurück - wegen Krankheit oder schwacher Leistungen. Nur die Oberstdorferin Katrin Zeller durfte weiterfahren und schaffte mit Platz zehn auf der 7. Etappe die Olympia-Qualifikation. Das Formtief der Frauen ist nicht neu. "In den vergangenen Jahren haben wir uns nach und nach von den alten Glanzleistungen verabschiedet", sagt Behle.

Miese Ergebnisse sorgen für miese Stimmung. Und miese Stimmung sorgt für weitere miese Ergebnisse. Auch auf diese Formel lässt sich der Dauerzwist zwischen Bundestrainer Behle und der Damen-Mannschaft reduzieren. "Unterirdisch" nannte Behle die Leistung der Frauen bei der Tour de Ski. Es war nicht das erste Mal, dass er seine Langläuferinnen scharf kritisierte. Generell beklagt er den fehlenden Nachwuchs in seiner Disziplin. Dass es im Biathlon darum besser bestellt ist, liege sicher auch an den Erfolgen der Profis. "Wir müssen akzeptieren, dass Biathlon der populärere Sport ist", sagt Behle, der sich kurz vor Olympia mit seinen Athletinnen zusammenzuraufen scheint. "Die Gespräche nach der Tour de Ski waren sehr positiv", sagt Behle. Bei der Tour holte übrigens eine Biathletin das beste Resultat für die deutschen Frauen. Nicht Magdalena Neuner, sondern die junge Miriam Gössner wurde in Oberhof Fünfte und sicherte sich das Olympiaticket. Als Langläuferin.