Ganz gleich wie diese Europameisterschaft ausgehen wird: Sie kann für uns eigentlich nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 sein. Nicht, dass ich das Turnier abwerten will. Aber im Jahr drei nach dem deutschen Wintermärchen gleicht diese Mannschaft in vielerlei Hinsicht noch einer Baustelle, von der ich nicht glaube, dass wir sie im Turnierverlauf geschlossen kriegen.

Erinnern wir uns: Schon die Vorbereitung vor dem WM-Heimsieg 2007 war eher von Zweifel als von Zuversicht geprägt. Insofern sollten wir nicht den Fehler machen, die enttäuschenden Testspiele zum Maßstab zu nehmen. Sie sind auch Resultate des harten Trainings. Und wer will schon kurz vor Turnierbeginn durch Übermut eine Verletzung riskieren?

Trotzdem sehe ich einen Unterschied: Der Mannschaft von damals durfte man Außergewöhnliches zutrauen. Die Generation 2010 hingegen ist, mit wenigen Ausnahmen, von Mittelmaß geprägt. Und selbst diese Ausnahmen scheinen sich dem allgemeinen Niveau anzupassen. Die halbe Mannschaft hat Probleme mit sich selbst.

Der Rückraum - für mich eine Zone mit drei Fragezeichen. Unser Spielmacher Michael Kraus absolviert in Lemgo eine Saison weit unter seinen Möglichkeiten. Gleiches gilt für Holger Glandorf auf Halbrechts, der derzeit nur ein Schatten seiner selbst ist. Lars Kaufmann hat zwar im linken Rückraum wie der zweite Mittelmann Michael Haaß eine überragende Hinserie mit Frisch Auf Göppingen hingelegt. Aber ich habe Zweifel, ob die beiden in der Lage sind, ein Spiel auf diesem Niveau herumzureißen, so wie es ein Pascal Hens kann. Seine Absage trifft uns hart.

Aber auch Sebastian Preiß werden wir bei dieser EM wohl schmerzlich vermissen. Ich kann mich nicht erinnern, wann eine deutsche Mannschaft am Kreis derart unterbesetzt war. Manuel Späth ist für mich noch nicht so weit, Christoph Theuerkauf kann nicht Abwehr, Oliver Roggisch nicht Angriff spielen. Und im Innenblock funktioniert das Zusammenspiel zwischen Roggisch und seinen Göppinger Nebenleuten auch nicht.

Umso dringender bräuchten wir eine gute Torhüterleistung, aber die Probleme sind bekannt: "Jogi" Bitter hat gerade eine Operation hinter sich gebracht, Silvio Heinevetter und Carsten Lichtlein sind in ihren Vereinen nur noch Nummer zwei.

Eigentlich genügen wir nur auf den Flügeln höchsten Ansprüchen. Hinter Torsten Jansen ist Uwe Gensheimer für mich der kommende Weltklasse-Linksaußen. Und rechts sind Stefan Schröder und Christian Sprenger gleichermaßen eine gute Wahl. Ob das reicht, um ins Halbfinale zu kommen, um gar Frankreich oder Kroatien zu stoppen, die von der individuellen Klasse und der gewachsenen Struktur allen anderen weit voraus sind?

Dafür müsste die Mannschaft schon einen Teamspirit entwickeln wie 2007. Auch der Glaube an sich kann Berge versetzen.