Die endlose Suche nach einem Sportdirektor sorgt bei den Fans für Unmut. Vorstandsboss Hoffmann analysierte ein “unglaubliches Jahr“

Hamburg. Bei der Mitgliederversammlung des Hamburger SV ist Kritik am Aufsichtsrat des 33 Abteilungen umfassenden Sportvereins geübt worden. Mehrere der rund 500 anwesenden Mitglieder warfen am Sonntag dem Kontrollgremium Versagen bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor für den Fußball-Bundesligisten vor. Fast sieben Monate nach der Trennung von Dietmar Beiersdorfer ist immer noch kein Nachfolger in Sicht. "Wir wollen nicht die zweitbeste Lösung, wir wollen die beste", begründete Aufsichtsratsvorsitzender Horst Becker das lange Auswahlverfahren. Eine Frist für die Präsentation eines neuen Sportchefs nannte er ausdrücklich nicht.

Becker wurde zudem gerügt, dass er in der Öffentlichkeit für eine Reduzierung des Aufsichtsrates von zwölf auf sieben bis neun Mitglieder plädiert hatte. Das Gremium sei in der bisherigen Größe nur "bedingt handlungsfähig", hatte Becker unmittelbar vor dem Jahreswechsel verkündet. Für diesen Vorstoß entschuldigte er sich bei den Mitgliedern. "Ich wollte nur Denkanstöße geben. Eine solche Entscheidung bedarf natürlich der Zustimmung der Mitglieder", sagte Becker. Das Geschäftsjahr 2008/2009 bezeichnete er als das "wirtschaftlich erfolgreichste der Vereinsgeschichte". Der HSV erzielte einen Rekordumsatz von 188,621 Millionen Euro und rangiert damit hinter dem FC Bayern München (268,7 Millionen Euro) an zweiter Stelle in der Bundesliga. Der Gewinn wurde auf die Rekordmarke von 13,4 Millionen Euro gesteigert.

Trainer Bruno Labbadia gab vor dem Auditorium im Congress Centrum Hamburg (CCH) ein Bekenntnis zum HSV ab: "Ich möchte in diesem Verein länger arbeiten. Es gibt kaum einen Verein in Deutschland, der so ein Potenzial hat, der so hungrig ist wie der HSV." Der schwerste Schritt stehe der Profi-Abteilung noch bevor: nämlich dauerhaft unter die ersten drei Vereine zu kommen. Labbadia: "Dafür braucht man sehr viel Geld und darf sich nur sehr wenige Fehler erlauben."

Für den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann war die vergangene Saison "ein unglaubliches Jahr" mit Höhen und Tiefen. "Das Jahr hat mich auch an Grenzen geführt", gab Hoffmann zu. Dennoch habe der Verein zum sechsten Mal in Serie ein positives Geschäftsergebnis erzielen können. Sportlich habe der Vorstand Wort gehalten: Die Mannschaft sei in den vergangenen sieben Jahren von Platz 98 der Europa-Rangliste auf Platz 14 vorgeprescht.