MIt unglaublicher Präzision und Härte schießt die 26 Jahre alte Spielführerin des Harvestehuder THC die Kugeln unter die Latte.

Hamburg. Hockeytorhüterinnen sind dank ihrer Schutzkleidung gegen den harten Kunststoffball gut gerüstet. Doch wenn Rike Sager sich für eine Ecke bereit macht, ist der Platz zwischen den Pfosten der undankbarste auf dem Feld. Die Präzision und Härte, mit der die 26 Jahre alte Spielführerin des Harvestehuder THC die Kugeln unter die Latte schweißt, dürften sogar manch männlichen Krummstockartisten beeindrucken.

In dieser Hallensaison ist sie zur gefürchteten Eckenspezialistin geworden, obwohl sie "nichts anders gemacht" habe. Seit Beginn ihrer Bundesligakarriere übt sie in fast jedem Training Ecken, visiert einen bestimmten Punkt des Tores an, um die Präzision zu schulen. Die Härte, sagt sie, komme dann ganz von allein.

Auch an diesem Sonnabend sind ihre Qualitäten wieder gefragt. Um 14.30 Uhr trifft Nordmeister HTHC an der Barmbeker Straße im Viertelfinale der deutschen Hallenmeisterschaft auf den Westzweiten Rot-Weiß Köln mit Ex-HTHC-Spielerin Franzisca Hauke. Ziel des Teams von Peter Krueger ist die Endrunde am 30./31. Januar in Berlin. Die erfahrene Mannschaft will ihren Triumph von 2007 wiederholen. Die Kritik, die Defensivtaktik der Schwarz-Gelben sei unansehnlich, ringt Sager nur ein müdes Lächeln ab. "Unsere Taktik ist erfolgreich - und das kann doch nicht falsch sein." Das hänge auch mit der gewachsenen Routine des Teams zusammen.

Dass die Lehramtsstudentin (Mathe und Sport) überhaupt wieder Führungsspielerin sein kann - neben erfahrenen Spielerinnen wie Gylla Rau, Carolin Sender, Kristina Reynolds oder Maryna Vynohradova -, verdankt sie einer Begegnung im Spätsommer. Nach einem am 12. April 2008 erlittenen Kreuzbandriss im linken Knie hatte sie 16 Monate nicht spielen können.

Dann lernte sie einen Physiotherapeuten kennen, der feststellte, dass die Knieprobleme mit fehlender Stabilität in Bauch- und Rückenmuskulatur zusammenhingen. Seit Sager die empfohlenen Stabilisationsübungen durchführt, ist sie wieder belastbar. Nicht schmerzfrei, aber doch so weit spielfähig, dass sie auch Doppelwochenenden ohne chemische Hilfsmittel durchsteht.

"Dafür bin ich sehr dankbar, denn die Zeit ohne Hockey war zermürbend", sagt sie. Halt fand die Hobby-Köchin aus Hoheluft in der Gemeinschaft ihres Teams, das sie zu jedem Spiel begleitete. Auch ihre Trainerjobs bei den B-Mädchen und den Vierten Herren des HTHC halfen ihr. Die Erfahrungen gibt sie nun an ihre ebenfalls schwer am Knie verletzten Freundin und Teamkollegin Julia Boie weiter.

Besondere Motivation gab ihr jedoch ein Versprechen ihrer früheren Mitspielerin Frederike Warnholtz, die eine Rückkehr zugesagt hatte für den Fall, dass Sager wieder fit werden würde. "Nun haben wir zusammen die Chance, Meister zu werden. Das ist ein Traum", sagt sie. Ein Traum, der auch dank Rike Sagers Willensstärke in Berlin zur Realität werden kann.