Während ganz Europa fröstelt, fehlt im Westen Kanadas vom Winter jede Spur. Die Sport-Wettbewerbe seien jedoch nicht gefährdet.

Vancouver. Während ganz Europa und weite Teile Nordamerikas im Schnee versinken und bibbern, freuen sich die Bewohner der kanadischen Westküsten-Metropole Vancouver über einen ungewöhnlich warmen Januar. Einen Monat vor Beginn der Olympischen Winterspiele fehlt dort vom Winter jede Spur. Zehn Grad Celsius – plus wohlgemerkt – waren für Dienstag angesagt, außerdem wieder einmal Regen und starke Böen.

Doch milde Winter sind normal in Vancouver. In der ersten auf Meereshöhe gelegenen Stadt, die Winterspiele ausrichtet, ist es sonst um dieses Jahreszeit durchschnittlich fünf Grad warm. Auch viel Regen sind die „Vancouverites“ gewöhnt. Dennoch ist das milde Klima derzeit Thema Nummer 1 in der Olympia-Stadt. Was vor allem daran liegt, dass es im neidischen Rest des riesigen Landes vielerorts bitterkalt war und ist. In Vancouver reicht dagegen beim Golfen oder Rad fahren am Pazifik eine leichte Jacke – und ein Regenschirm in Reichweite.

Weil in Vancouver die olympischen „Hallendisziplinen“ stattfinden, stellt das warme Wetter keine Gefahr für Eishockey, Eisschnelllauf, Eiskunstlauf oder Curling dar. Aber auch im 125 Kilometer nördlich gelegenen Whistler (670 Meter über Meereshöhe), wo die alpinen und nordischen „Außensportarten“ ausgetragen werden, ist es derzeit ungewöhnlich mild. Mit plus 6 Grad Celsius liegen die Tagestemperaturen deutlich über dem Januar-Durchschnitt von 0 Grad.

Da Whistler jedoch schon im November mit 4,18 Meter einen Schneefall-Rekord zu verzeichnen hatte, gefährdet das Klima auch im alpinen Skiort die Olympia-Wettbewerbe nicht. Gegenwärtig beträgt die Schneehöhe in Whistler solide 2,40 Meter, zudem wurde Naturschnee bereits im November und Dezember vorsorglich gebunkert. Skipisten und Sprunghügel präsentieren sich einen Monat vor Olympia-Beginn am 12. Februar in exzellenter Verfassung.

„Wir setzen all das in die Tat um, was wir über Wetterverhältnisse gelernt haben und wofür wir geplant haben“, sagte Tim Gayda, Vizepräsident Sport im Olympia-Organisationskomitee VANOC. Er sieht Vancouver und Whistler „für die Spiele gerüstet und bereit“. Auch der Umstand, dass der Hausberg „Cypress Mountain“, wo Snowboard und Freistil-Ski stattfinden, am Montag und Dienstag wegen Regens geschlossen wurde, bringt vorläufig niemanden aus der Ruhe.

Um dem tristen Wintergrau entgegenzuwirken, putzt sich Vancouver farbenfroh heraus. In der vergangenen Woche wurden die ersten von 6000 bunten Fahnen an den Laternen in der Innenstadt aufgehängt. Die grün-blauen Banner zeigen auf weißem Grund 18 verschiedene Sportmotive und grüßen die Olympia-Besucher mit dem Motto dieser Spiele: „With Glowing Hearts“ (Mit glühenden Herzen).

Für weitere Farbtupfer sorgen schon jetzt die beliebten roten Fausthandschuhe, mit denen die Kanadier die heimischen Athleten anfeuern wollen. Die roten „Mittens“ haben sich zu einem absoluten Hit entwickelt. Mehr als 600000 Paar sind schon verkauft worden.

Seit vergangener Woche sind die 600000 Einwohner Vancouvers aufgefordert, ihr Fahrverhalten zu ändern, sich auf Olympia einzustellen und das Auto öfter mal stehen zu lassen: Vom Umsteigen auf Busse, über Fahrgemeinschaften bis hin zum Vorschlag, zu Fuß zur Arbeit zu gelangen, reichen die Ratschläge der Olympia-Organisatoren. Unter dem Motto „travel smart“ (reise schlau) soll das Verkehrsaufkommen bis zum Beginn der Spiele schrittweise um bis zu 30 Prozent reduziert werden.