Unterwasserrugby findet komplett unter Wasser statt - ohne Sauerstoff. Seit über zehn Jahren gibt es auch ein Team in Hamburg.

Hamburg. Der Deckel ist zu. Torhüter Jörg verschließt mit dem Rücken den Torkorb. Seine Beine mit den langen Flossen strampeln kräftig in die Höhe, damit er nicht hochtreibt. Mit den Armen wehrt er sich verzweifelt. Es brodelt. Angreifer Stefan drückt und schiebt, er hat sich zwischen den Boden und Jörgs Schultern gekauert und versucht den Torwart hochzustemmen – wie ein menschliches Brecheisen. Ein kleines Stückchen nur muss Jörg nun weichen. Stefan reißt noch einmal an der gegnerischen Schulter und versenkt den Ball – Tor! Schnell tauchen die beiden hoch. Die Luft ist knapp geworden.

Jörg und Stefan spielen im Unterwasserrugby-Team des DUC Hamburg. Mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ausgerüstet jagen bei diesem Spiel je sechs Spieler pro Mannschaft einem mit Salzwasser gefüllten Ball hinterher, der in den gegnerischen Korb in drei bis fünf Metern Tiefe gebracht werden muss. Mannschaftsführer Jörg erzählt: „Unterwasserrugby ist ein 3D-Spiel. Anders als an Land können Mitspieler auch über oder unter dir sein. Gegner können dich aber auch leichter mit einem Angriff überraschen. Man muss einen guten Überblick haben.“

Dampf ablassen – unter hohem Druck

Dazu kommt die Sache mit der Luft. Die fehlt eben bei Pässen, Zweikämpfen und dem Torjubel unter Wasser. Der Ball darf nicht über der Oberfläche gespielt werden. Das schlaucht. Jedes Team hat sechs Auswechselspieler, die fliegend einspringen dürfen, sobald der Spieler das Wasser ganz verlassen hat. Tief unten ist auch der Druck höher: „Man sollte immer den Druck ausgleichen, indem man sich z.B. die Nase zuhält und gegen den Widerstand anatmet. Sonst geht das irgendwann auf die Ohren“, sagt Verteidigerin Miriam.

„Für mich ist das der perfekte Ausgleich nach der Arbeit“, resümiert sie, „ich kann mich austoben, ich mag es, im Wasser zu sein und ab und zu gehen wir zusammen nach dem Training noch was Essen.“ Sie taucht jetzt mit dem Ball ab und wird gleich angegriffen. Jörg ist wieder da, er zieht kräftig an dem Bein, das Miriam ihm entgegenstreckt. Fast hat er ihren Arm in Griffweite, da streckt sie ihm das nächste Bein entgegen und versucht, ihn auf Distanz zu halten. Treten darf sie nicht, zimperlich sein aber auch nicht!

Blaue Flecken für den WM-Titel

Zwar geht es beim Unterwasserrugby hart zur Sache, aber die Regeln und die bremsende Wirkung des Wassers machen schlimme Verletzungen fast unmöglich. „Anfänger sind oft zurückhaltender. Neulinge bekommen anfangs auch Welpenschutz, da passiert nichts“, meint Jörg, der mit seinen langen Armen doch noch an den Ball gekommen ist. Miriam: „Blaue Flecken, oft in Form von Handabdrücken, können aber vorkommen.“

Frauen spielen meist zusammen mit den Männern, auch bei Ligapartien. Es gibt nur wenige reine Frauenmannschaften, die Spielerinnen des DUC spielen im Januar ihr erstes Turnier für Damen. Veronika Schulte spielt auch in der Frauen-Nationalmannschaft und ist 2003 und 2007 Weltmeisterin geworden. In Spielen mit den Männern härten die Frauen sich ab, aber auch bei den Damen geht es „ganz schön zur Sache“.

Alle Spieler tauchen ab. Wo der Ball ist, erkennt man meist nur an der großen Menschentraube. Es darf nur der Spieler angegriffen werden, der auch den Ball hat, nur der Torwart kann auch ohne Ball bedrängt werden. Trotz dreier Gegenspieler, die abwechselnd angreifen, kann Jörg dieses Mal den Deckel geschlossen halten, seine Mitspieler haben tatkräftig geholfen. Und jetzt flitzt jemand mit dem Ball schon zum anderen Korb.

Informationen zum DUC und den Trainingszeiten unter www.uwr-hh.de.