Erster Saisonsieg beim Massenstart-Rennen. Michael Greis Zweiter beim Fehlschuss-Festival im Sprint.

Oberhof. Nur ein paar Hundert Meter Luftlinie vom Zielstrich in Oberhof entfernt hat Andrea Henkel (32) ihre Wohnung. Der Fußmarsch entlang der Straße zum Biathlonstadion gerät für die Olympiasiegerin regelmäßig zum Hindernisparcours. "Wenn dich die Fans erkennen, ist erst mal kein Weiterkommen."

Gestern zog das umschwärmte Idol auf Skiern fünfmal eine Schleife um das Areal am Grenzadler - und diesmal geriet der letzte Kilometer zu einem Triumphzug. "Das war ein prima Gefühl", gluckste die Tagessiegerin im Weltcup-Massenstartrennen, die sich "läuferisch gar nicht so toll" fühlte. "Ich habe mich voll aufs Schießen konzentriert. Beim letzten Anschlag wollte ich keinesfalls in die Strafrunde. Ich hatte keine Lust, mich im Endspurt zu duellieren." Dabei hatte sie die Schwedin Helena Jonsson und die Norwegerin Tora Berger im Schlussabschnitt weiter distanziert. "Ich habe die Party auf der Strecke genossen."

Die Party konnte im Hause Henkel weitergehen, denn auch ihr Freund, US-Skijäger Tim Burke, brachte ein triumphales Andenken mit: das Gelbe Trikot des Gesamtführenden im Weltcup. Nachdem Burke das Leibchen zunächst an den russischen Sprint-Sieger Jewgeni Ustjugow abgeben musste, eroberte er es gestern als Zweiter hinter dem 35-jährigen Norweger Ole-Einar Björndalen, der seinen 92. Weltcupsieg feierte, wieder zurück.

Im Sprint am Freitag hatte Andrea Henkel noch das Kunststück fertiggebracht, stehend fünfmal knapp danebenzuschießen. "Das ist schwieriger, als fünfmal zu treffen", meinte sie. Simone Hauswald, Sprintsiegerin vom Freitag, ballerte gestern sechsmal daneben und wurde Siebte. Andrea Beck erreichte Platz vier, Kati Wilhelm haderte auf Platz zehn ebenfalls mit ihrer Peilung.

Die deutschen Skijäger kommen knapp fünf Wochen vor Start der Olympischen Spiele in Fahrt. So erreichte Arnd Peiffer nach einem fulminanten Spurt auf der letzten Runde im Massenstart Rang vier - seine beste Saisonplatzierung. "Eigentlich habe ich bei Nebel immer Probleme", konstatierte der Niedersachse. "Da hab ich ins Rudel reingeschossen und gehofft, dass ein bisschen was umfällt ..."

Tags zuvor im Sprint war bei starkem Wind und leichtem Schneefall die Streuung größer. Insgesamt zielten 110 Athleten bei je zwei Schießeinlagen 480-mal daneben. Michael Greis behielt im Lager der Deutschen den Durchblick. Am Ende lag der Olympiasieger nur knapp drei Sekunden hinter Jewgeni Ustjugow. Über die Bedingungen sagte er: "Wenn mich jemand zur Pizza eingeladen hätte, dann hätte ich mich sicher dafür entschieden." Im Massenstart vergab Greis seinen zweiten Podestplatz durch zwei Fehler beim letzten Schießen und wurde Elfter.

Aber niemand wird sich so geärgert haben wie die Weißrussin Darja Domratschewa. Beim ersten Stehendschießen in Führung, trudelte die Weltcupsiebte im Schießstand Nummer eins ein, nahm aber die Scheiben von Stand zwei ins Visier. Schon im Vorjahr war sie als Erste beim zweiten Liegendschießen auf die Matte gekommen, schoss aber stehend - und gab entnervt auf.

Diesmal rettete sie sich trotz insgesamt sieben Schießfehlern als Neunte ins Ziel. Zum Trost gab es ein Schneemannmaskottchen und ein T-Shirt.