Magdeburg/Schwerin. Rampenlicht hat auf Robert Stieglitz alles andere als anziehende Wirkung. Der gebürtige Russe aus dem Magdeburger Profiboxstall SES ist ein Mensch, über den Trainer Torsten Schmitz sagt: "Man muss ihm alles aus der Nase ziehen, von sich aus erzählt Robert nichts." Am liebsten verbringt der 28-Jährige seine Zeit in seinem Haus in Magdeburg mit seiner Ehefrau und Sohn Oskar (3). Doch an diesem Sonnabend (0 Uhr, ZDF live) muss der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht auf die Bühne, immerhin steht in der Bördelandhalle seiner Heimat die erste Verteidigung des Titels an, den er im August 2009 überraschend dem Ungarn Karoly Balzsay aus dem Hamburger Universum-Stall abgeknöpft hatte.

Dass sich Schmitz und Stieglitz in einer Zeit, in der deutsche Promoter nach einheimischen Weltmeistern lechzen, fast ungestört vorbereiten konnten, führt der Coach auf eine simple Tatsache zurück: "Robert wird immer noch unterschätzt und nicht ernst genommen!" Gegen den Argentinier Ruben Eduardo Acosta (31), der kurzfristig anstelle des ursprünglich vorgesehenen, dann aber erkrankten Edison Miranda (Kolumbien) als Gegner verpflichtet wurde, soll sein Schützling deshalb beweisen, dass ihn der Titelgewinn selbstsicherer hat werden lassen. Schmitz hofft nur, dass der Druck des Heimspiels nicht zu sehr auf dem Champion lastet. "Er hat vieles, was ich von ihm will, perfekt umgesetzt. Wenn er das zeigt, was wir trainiert haben, dann wird er siegen."

Im ersten Hauptkampf des Abends (22 Uhr, ZDF live) verteidigt die in 25 Kämpfen unbesiegte Federgewichts-Weltmeisterin Ina Menzer (29, Mönchengladbach) ihre WM-Titel von WIBF, WBC und WBO gegen die Berlinerin Ramona Kühne (29), die in 15 Kämpfen ebenfalls noch unbesiegt ist. Kühne wog vor fünf Jahren noch 83 Kilogramm, speckte aber durch den Sport, den sie 2006 professionell begann, bis auf nun 57 kg ab. Besiegt sie Menzer, hätte sie in vier verschiedenen Gewichtsklassen WM-Titel gewonnen.

Während Stieglitz und Menzer am Sonnabend direkt nach Kampfende mit einem Urteil rechnen können, muss Jürgen Brähmer weiter warten. Am elften Verhandlungstag vor dem Amtsgericht Schwerin forderte der Staatsanwalt ein Jahr und sechs Monate Haft ohne Bewährung für den WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht aus dem Universum-Stall. Die Verteidiger des 31-Jährigen forderten einen Freispruch. Der Richter will am Dienstag um 15 Uhr sein Urteil verkünden.

Dem Mecklenburger wird zur Last gelegt, bei einer Auseinandersetzung am 31. Mai 2008 in einer Schweriner Bar gegen eine Frau handgreiflich geworden zu sein. Ein zweites Mal soll der vorbestrafte Boxer, der mehrjährige Haftstrafen wegen verschiedener Delikte abgesessen hat und seit September 2005 auf freiem Fuß ist, am 13. September 2008 in einer benachbarten Diskothek einen Gast beleidigt und körperlich attackiert haben. Brähmer bestreitet die ihm zur Last gelegten Taten.