Ehemalige und aktuelle Bundesligaspieler weilen derzeit in New York mit dem Ziel, dem Handball in den USA auf die Sprünge zu helfen.

Hamburg. Im Izod Center von East Rutherford wurde aus dem Handballriesen Pascal Hens am Sonnabend wieder ein kleiner Junge. Shaquille O'Neal, 2,16 Meter großer Basketball-Superstar der Cleveland Cavaliers, überreichte dem 13 Zentimeter kleineren Hamburger Nationalspieler im Anschluss an das NBA-Spiel bei den New Jersey Nets ein Trikot mit der Nummer 33. "Ein Kindheitstraum wird wahr", schwärmte Hens (29) nach der Begegnung mit dem Idol seiner Jugend: "Unglaublich, was wir hier erleben."

Wir, das ist eine 30-köpfige Delegation ehemaliger und aktueller Bundesligaspieler, die derzeit in New York weilt. Sie eint das Reiseziel: dem Handball in den USA auf die Sprünge zu helfen. Im Rahmen des "Big Apple"-Turniers, den der deutsche Veranstalter Teamsportreisen organisiert hat, trat ein All-Star-Team mit Branchengrößen wie Henning Fritz, Stefan Lövgren und Ljubomir Vranjes gestern zu einem Einlagespiel gegen Landesmeister THC New York an.

"Es ist unglaublich, einige der besten Handballer der Welt hier in Manhattan spielen zu sehen", jubelte THC-Präsident Shkumbin Mustafa. Dass die USA handballerisch ein Land der begrenzten Möglichkeiten sind, wurde an den Umständen des Turniers deutlich. Gespielt wurde in einer Schulturnhalle im fünften Stock einer Highschool. Fassungsvermögen: 266 Zuschauer.

Für "Team Handball", wie es hier in Abgrenzung zu einem Squash-ähnlichen Rückschlagspiel heißt, sind in New York insgesamt 46 Hallen freigegeben. "Aber oft sind keine Spielfelder eingezeichnet, es fehlt an Toren, Bällen und Trainern", klagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga.

Das Turnier soll ein erster Annäherungsversuch an den größten Sportmarkt der Erde sein. 5000 Aktive gibt es landesweit, die Nationalteams sind chronisch erfolglos. "Theoretisch könnte Handball gut hierher passen", sagte Bohmann, "aber es ist ein enorm weiter Weg." Andere haben es bereits versucht. Die französische Liga spielte 2009 ihr Pokalfinale in Miami aus - mit mäßigem Erfolg. Der Aufwand, den etwa die US-Profiliga NFL betrieben habe, um den Football in Europa zu etablieren, sei umgekehrt nicht annähernd zu leisten, sagt Bohmann: "Wir können nur Türen aufstoßen und beratend zur Seite stehen."

Einstweilen ist man auf private Initiativen wie die des HSV Hamburg angewiesen. Der Tabellenführer der Bundesliga ging im Juni eine Kooperation mit dem US-Handballverband ein mit dem Fernziel, eine Profiliga zu etablieren. Auch die Trainer- und Schiedsrichterausbildung wird vom HSV gefördert. Präsident Andreas Rudolph, der wie Sportchef Christian Fitzek seit Silvester vor Ort ist, unterstützte das Turnier als Trikotsponsor.

Erlebbar wird die sportliche Entwicklungshilfe am 16. Juli. Dann kommt es in Hamburgs Partnerstadt Chicago zu einem Länderspiel Deutschland gegen Polen. "Pommes" Hens wird womöglich wieder dabei sein - als Handballriese.

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