Córdoba. Eine tote Zuschauerin und mehrere Verletzte - die berüchtigte Rallye Dakar trug gleich zum Auftakt 2010 Trauer. Ein Notarzt konnte auf der ersten Etappe zwischen Colón und Córdoba in Argentinien nur noch den Tod einer 28-jährigen Frau bestätigen. "Sie erlitt ein schweres Schädeltrauma sowie Verletzungen am Bauch und am Becken", sagte Norberto Brusa, Mediziner im Krankenhaus von Córdoba: "Während des Transports hat sie zwei Herzstillstände erlitten. Trotz der ärztlichen Maßnahmen ist sie wenig später verstorben." Nach Angaben der Organisatoren waren der deutsche Privatfahrer Mirco Schultis und sein Schweizer Beifahrer Ulrich Leardi mit ihrem Fahrzeug auf dem 684 Kilometer langen ersten Teilabschnitt von der Strecke abgekommen und in eine Gruppe von Zuschauern gerutscht. Angeblich sollen sich die Fans außerhalb der von den Veranstaltern ausgewiesenen Zuschauerzonen aufgehalten haben.

Schultis kam am Sonnabendabend mit einer Polizeieskorte im Biwak an und erfuhr erst dort, dass die Frau gestorben ist. Tief betroffen trat er am Sonntag zur zweiten Etappe nicht mehr an. Die Veranstalter appellierten nach dem Zwischenfall an die Zuschauer, besser auf die herannahenden Autos zu achten.

"An der Strecke gab es sehr viele Zuschauer. Die rennen einfach vors Auto, weil sie das Fahrzeug sehr nahe sehen wollen", erklärte der katarische VW-Werksfahrer Nasser Al-Attiyah, der am Sonntag die Führung übernahm. "Wir versuchen schon sehr genau zu fahren, das gelingt aber nicht immer. Es ist sehr schwer, die Zuschauer unter Kontrolle zu halten. Ich bin über diesen Unfall sehr traurig."

Die Zuschauerin ist das insgesamt 57. Todesopfer seit der ersten Auflage der umstrittenen Rallye 1978. Im vergangenen Jahr war der 49 Jahre alte Yamaha-Pilot Pascal Terry aus Frankreich zu Beginn der ersten südamerikanischen Dakar neben der Strecke tot aufgefunden worden. Später wurde als Todesursache ein Herzinfarkt infolge eines Lungenödems festgestellt. Bei einem schweren Unfall nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago wurden zwei Menschen getötet. Ein Lastwagen, der für die Dakar-Organisation unterwegs war, stieß mit einem kleineren Fahrzeug zusammen, dessen Insassen beide starben.

In Anbetracht des Unglückes trat der sportliche Teil in den Hintergrund. Dabei hatte der Spanier Joan Roma mit seinem BMW X3 den Konkurrenten das Nachsehen gegeben, seine Spitzenposition am Sonntag dann aber schon zwei Kilometer durch einen doppelten Überschlag verspielt. Schlecht lief es am zweiten Tag auch für Matthias Kahle und Thomas M. Schünemann. Das Hamburger Team HS verlor fast zwei Stunden und damit die Führung in der Buggywertung.

Bei den Motorradfahrern ist David Casteu (Sherco) der erste Spitzenreiter. Nach dem knappen Sieg bei der Auftaktetappe mit drei Sekunden Vorsprung vor dem Vorjahreszweiten Cyril Despres (Frankreich/KTM) genügte dem Franzosen am Sonntag Rang zwei hinter Landsmann David Frétigné (Yamaha), um die Führung zu behaupten. Die Hamburgerin Christina Meier (Team HS) belegt mit ihrer Yamaha mit knapp zwei Stunden Rückstand den 104. Rang.