Schwächster Start seit 24 Jahren. Nur zwei Deutsche erreichen das Finale, allein Pascal Bodmer hält Anschluss an die Elite. Andreas Kofler triumphiert für Österreich.

Oberstdorf. Genau genommen verreckten viele deutsche Hoffnungen schon mit den Wetterprognosen. Die Vorhersagen machten alle Illusionen zunichte, dass der Auftakt zur 58. Vierschanzentournee in Oberstdorf unter winterlichen Verhältnissen über die Bühne gehen würden. Als den Skispringern Regen und Windböen bis zu fünf Meter pro Sekunde angekündigt wurden, gab es schon lange Gesichter. Und als die Prophezeiungen sich bewahrheiteten, kassierte die deutsche Mannschaft das schlechteste Ergebnis der Saison. Und den schwächsten Auftakt seit 24 Jahren.

Im Regen entpuppten sich die Deutschen zum Leidwesen ihres Cheftrainers Werner Schuster als Anti-Österreicher. Während die Nachbarn dank ihrer exzellenten Absprungfähigkeiten schon im ersten Durchgang gleich drei ihrer Topleute an die Spitze brachten, obwohl der Weltranglistenzweite Gregor Schlierenzauer nur Neunter wurde, reduzierte sich Deutschlands Team von sieben Springern auf gerade mal zwei im Finale: Beim Sieg des Österreichers Andreas Kofler mit Weiten von 125 und 134 Metern vor dem Finnen Janne Ahonen und seinem Landsmann Thomas Morgenstern landete Pascal Bodmer auf Rang zwölf. Er sprang 118,5 und 122, Meter weit. Martin Schmitt belegte vor 22 000 Zuschauern gerade einmal Platz 23. Sein zweiter Sprung war 26 Meter kürzer als der von Kofler.

"Das war der schlechtestmögliche Auftakt", jammerte Deutschlands Cheftrainer Werner Schuster, "bei diesen Verhältnissen muss man sehr präzise springen. Das ist uns heute nicht gelungen." Die Erfahrungen der Saison prägten das Auftaktspringen. Insbesondere nachdem in Lillehammer bei irregulären Bedingungen fahrlässig die Gesundheit der Besten aufs Spiel gesetzt wurde, weil sie unter günstigen Verhältnissen plötzlich gefährlich weit flogen, passten die Funktionäre diesmal genau auf.

Als zunächst eine sehr kurze Anlauflänge gewählt wurde, kamen einige Springer wie Martin Schmitt (96 Meter) auf der Schanze, die als Bestweite 143,5 Meter zugelassen hat, nicht einmal auf hundert Meter. Während der Skisprungdirektor des Ski-Weltverbandes FIS, Walter Hofer, "der Jury gratulieren musste, auch wenn nicht die großen Weiten zustande kamen für Zuschauer", klagte Polens Weltklassespringer Adam Malysz: "Die Bedingungen sind schwierig, vom Sprungtisch weg bremst der Regen - vielleicht ist der Anlauf auch nicht optimal." Nach 20 Springern schließlich brach die Jury wegen des Regens und wechselnder Winde den ersten Durchgang ab, um mit einem um vier Luken verlängerten Anlauf neu zu starten.

Wirklich faire Verhältnisse gab es danach auch nicht. So landete der Weltcupführende Simon Ammann aus der Schweiz nur auf Platz sieben. Und die Deutschen verloren Michael Neumayer, Michael Uhrmann, Andreas Wank, Stefan Hocke und Richard Freitag. Im zweiten Durchgang schaffte der finnische Rückkehrer Janne Ahonen 137 Meter und die zwischenzeitliche Führung.

Allein der Führende des ersten Durchgangs, der Österreicher Kofler, vermochte als letzter Finalspringer Ahonen noch auf Platz zwei zu verdrängen. Ammann wurde Fünfter, Schlierenzauer lediglich Neunter. Ahonen hatte in seinem ersten Versuch lediglich die mäßige Weite von 112 Metern erzielt. Anschließend nutzte er den Neustart, um 116,5 Meter im zweiten Versuch zu springen und damit den Deutschen Neumayer als direkten K.-o.-Gegner zu eliminieren.

Zumindest der 18-jährige Bodmer, der mit Platz zwölf seinen Weltranglistenrang sieben behaupten konnte, zeigte sich aus der Truppe des Deutschen Skiverbandes "doch sehr zufrieden: So habe ich es schon lange nicht mehr hingekriegt." Das einstige Aushängeschild Schmitt hingegen klagte nach dem "kuriosen Wettkampf", darüber, dass der zweite Sprung "gar nicht gepasst hat".