Hamburg. Fleißig wie die kleinen Elfen rotierten Spieler, Trainer und Betreuer der Hamburg Freezers gestern nach dem Abschlusstraining durch die Kabine. Jede Menge aufwendig verpackte Präsente wurden eingesammelt. Vornehmlich die der Eishockeyprofis, die nach der heutigen Partie beim ERC Ingolstadt gleich im Süden der Republik verweilen und Heiligabend bei ihren Verwandten verbringen werden. Die gebürtigen Bayern Stephan Retzer, Maximilian Brandl, Alexander Dotzler und Thomas Pielmeier werden die lange Rückfahrt mit dem Bus nicht antreten, sondern direkt zu ihren Familien fahren. Lange Zeit für besinnliches Beisammensein im Kreise der Liebsten bleibt den Freezers-Spielern aber nicht. Bereits am 25. Dezember (in Nordamerika der Heiligabend) bittet Trainer Paul Gardner nachmittags um vier Uhr zum Festtagstraining. Puck statt Gänsebraten - nicht gerade festlich, aber am zweiten Feiertag geht es gegen Düsseldorf schon wieder um Punkte. "Wir kennen es ja alle nicht anders", sagt Kapitän Alexander Barta, der weiß, dass auch andere Sportler dieses Schicksal teilen.

Wenig besinnlich geht es am Weihnachtstag in Nashville zu. Dort krachen am vorletzten regulären Spieltag der National Football League die Tennessee Titans und die San Diego Chargers aufeinander - und das am Abend, der den US-Amerikanern heilig ist. Die Fernsehstation NFL Network, die die Rechte am "Christmas Night Game" erworben hat, erhofft sich eine Rekordeinschaltquote. Ein Sinnbild christlicher Nächstenliebe wird die Partie kaum werden: Vor zwei Jahren wurden in einem Duell der beiden Teams mehrere Akteure verletzt, vier Profis wurden mit Geldstrafen belegt.

Geschenke gibt es auch in der Basketball-Profiliga NBA nicht zu verteilen. Gleich fünf Spiele stehen am 25. Dezember auf dem Programm. "Sport ist in den USA auch und gerade Entertainment und Spektakel", sagt der frühere Profi John Amaechi, der inzwischen für das englische Fernsehen arbeitet: "Es wird gespielt, um die Leute zu unterhalten - nichts anderes wünschen sie sich zu Weihnachten." Dirk Nowitzki ist mit seinen Dallas Mavericks erst am 26. im Spiel gegen Memphis gefordert. In der Eishockeyliga NHL geht es nach zwei Tagen Pause erst am 26. Dezember weiter. Überhaupt ist dieses Datum im Eishockey ein wichtiges: Am 26. Dezember beginnt seit 1923 traditionell der Spengler-Cup in Davos.

Ein Feiertag ist der zweite Weihnachtstag von jeher für die Fußballfans auf der britischen Insel. Der "Boxing Day" ist in der englischen Premier League traditionell für Derbys reserviert - ursprünglich um den Fans keine weiten Auswärtsfahrten zuzumuten. Auf die Profis wird weniger Rücksicht genommen: Bereits am 28. Dezember ist der nächste Spieltag angesetzt. Von Besinnlichkeit keine Spur. Auch Eintagesveranstaltungen am zweiten Weihnachtstag wie der Radcross in der Harburger Haake oder der Trabrenntag in Bahrenfeld haben Tradition.

Die Handball-Bundesliga bietet über die Feiertage ebenfalls ein volles Programm. Die letzten Partien des aktuellen Spieltags werden heute Abend ausgetragen, der nächste wird am 26. angepfiffen. Für die Spieler des deutschen Meisters THW Kiel etwa heißt das: Sie kehren erst im Laufe des Heiligabends aus dem 800 Kilometer entfernten Balingen nach Hause zurück und müssen sich schon am Weihnachtstag auf ihr Heimspiel gegen Großwallstadt vorbereiten.

"Für die Familie bleibt da leider nur wenig Zeit", sagt HSV-Nationaltorhüter Johannes Bitter. Viele ausländische Profis müssen die Heimreise zu ihren Lieben ganz abschreiben.

Für die heutige HSV-Partie bei Hannover-Burgdorf (19 Uhr/DSF) sei das bevorstehende Fest immerhin Motivation genug, sagt Bitter: "Ein Sieg ist Pflicht. Wir wollen schließlich in Ruhe Weihnachten feiern können."