Eisschnellläuferin Jenny Wolf hat beim Weltcup mit 37,00 Sekunden auf 500 Metern einen neuen Weltrekord aufgestellt - und ihren Eigenen gebrochen.

Salt Lake City. Die Berliner Eissprinterin Jenny Wolf hat beim Weltcup in Salt Lake City in 37,00 Sekunden einen 500-m-Weltrekord aufgestellt. Wolf blieb damit zwei Hundertstel unter ihrer eigenen Bestmarke, die sie am 16. November 2007 in Calgary aufgestellt hatte. Die 30-Jährige verwies ihre Erzrivalin Wang Beixing aus China (37,14) und Lee Sang-Hwa aus Südkorea (37,24) auf die Plätze zwei und drei.

Es war für Jenny Wolf der insgesamt 46. Weltcupsieg und der sechste im siebten Saisonrennen. Nur den ersten Lauf zum Weltcup-Auftakt in Berlin hatte sie gegen Wang verloren.

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein war mit Abstand die Letzte - zumindest vor dem Rennen. Lange nachdem alle anderen deutschen Läuferinnen das Olympic Oval von Salt Lake City betreten hatten, kam Pechstein erst an. Bei gut zehn Grad minus und strahlendem Sonnenschein dick eingepackt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen und Musik auf den Ohren, stieg die 37-Jährige um 10.45 Uhr Ortszeit gut drei Stunden vor ihrem Lauf alleine aus dem Bus. Sie ließ zwei Kamerateams und einige Journalisten links liegen und lief völlig in sich gekehrt in die Umkleidekabine.

Zumindest die Statistik sprach vor dem vielleicht letzten Rennen ihrer 20-jährigen Karriere für Pechstein. Der „Alles-oder-Nichts-Lauf“ um die Olympia-Qualifikation über 3000 m war für die wegen Dopings eigentlich gesperrte Berlinerin das 186. Weltcuprennen ihrer Karriere sowie insgesamt das 360. bei wichtigen internationalen Wettkämpfen. Von ihren insgesamt 73 Weltcupläufen über 3000 m beendete Pechstein nur zehn auf dem neunten Platz oder schlechter.

Die 37-Jährige musste in Salt Lake City, wo sie bei den Olympischen Spielen 2002 zwei Goldmedaillen holte, mindestens Achte werden, um sich für die Winterspiele 2010 in Vancouver zu qualifizieren. Selbst dann ist wegen ihrer Dopingaffäre der Start aber noch längst nicht sicher.

Pechstein trat bei ihrem vom Schweizer Bundesgericht genehmigten Start im ersten Paar gegen die Japanerin Eri Natori an. Die 24 Jahre alte Natori hatte in der vergangenen Woche beim Weltcup in Calgary als Zweite der B-Gruppe einen persönlichen Rekord in 4:05,14 Minuten aufgestellt. Pechsteins Bestzeit liegt bei 3:57,35 Minuten, gelaufen am 18. März 2006, ebenfalls in Calgary.

Das letzte Mal, dass Pechstein in einem 3000-m-Rennen nicht unter die Top acht lief, war beim Weltcup 1996 in Hamar. Damals wurde sie 13., und dies auch nur, weil das deutsche Team noch auf den konventionellen festen Schlittschuhen lief und die Konkurrenz schon auf die schnelleren Klappschlittschuhe umgestiegen war. Auch ihre Bilanz in Salt Lake City ist positiv. Elfmal lief sie bislang auf dem Olympic Oval und holte dabei neben ihren beiden Olympiasiegen noch vier WM-Medaillen.

Zahlreiche Medienvertreter und gleich zwei Dopingkontrolleure hatten am Donnerstag das Begrüßungskomitee für Pechstein vor der Eisbahn in Salt Lake Citys Vorort Kearns gebildet. Zunächst wurde sie wie alle Mitglieder des deutschen Teams von der ISU kontrolliert, später meldete sich noch ein Vertreter der amerikanischen Antidoping-Agentur USADA.

„Natürlich ist das eine extrem schwere Situation. Ich hatte noch nie eine so kurze Vorbereitung und bin noch nie so spät zu einem Wettkampf angereist“, sagte Pechstein, „aber ich habe nur eine einzige Chance, und die will ich nutzen.“ Sie hoffe, dass sie zu Beginn des Wettkampfes eine Zeit laufen könne, „an der sich die anderen kaputtbeißen“.

Die Ablehnung, mit der zahlreiche Läuferinnen und Läufer die Berlinerinnen empfangen wollten, hielt sich zumindest laut Pechstein in Grenzen: „Die Personen, die mich immer freundlich empfangen haben, taten das nun wieder.“