Die 29-Jährige arbeitet seit heute in der Verkehrsdirektion und kämpft parallel um die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Hamburg. Wenn Yvonne Frank heute in ihrer WG an der Hoheluftchaussee in den Tag startet, steht ihrem Leben eine Wendung bevor. Heute beginnt für die 29 Jahre alte Polizeikommissarin in der Verkehrsdirektion an der Stresemannstraße eine neue berufliche Herausforderung. Von ihrer Stammdienststelle in Köln wurde die Hockey-Nationaltorhüterin für drei Jahre nach Hamburg abkommandiert. Auf eigenen Wunsch geschah dies, denn Frank hatte Ende vergangenen Jahres den drängenden Wunsch nach Veränderung gespürt. "Ich wollte weg aus dem Westen, etwas Neues kennenlernen", sagt Frank. Und das tut sie nun.

In Duisburg geboren und aufgewachsen, hatte sie 1990 beim dortigen Club Raffelberg mit dem Hockey begonnen und war nach dem Abstieg 2004 zu Rot-Weiß Köln gewechselt. Schon in der Hallensaison 2008/09 spielte sie für Neuss, "um zu testen, ob der Wunsch nach Veränderung groß genug war". Er war es, und weil Frank in einer größeren Stadt als Köln leben wollte und in Neuss mit der damals in Düsseldorf studierenden Spielführerin des Uhlenhorster HC, Janne Müller-Wieland, zusammenspielte, war der Weg nach Hamburg geebnet.

Seit August ist die ledige Beamtin nun hier. Zeit genug, um Team und Stadt kennenzulernen und sich ein Urteil zu erlauben, das durchweg positiv ausfällt. "Die Stadt ist ein Traum, die Kühle der Norddeutschen nur ein Klischee. Und die Mannschaft hat dank der hervorragenden Jugendarbeit großes Potenzial, über Jahre hinweg um deutsche Meistertitel mitzuspielen", sagt sie. Persönlich gefalle ihr am besten, dass sie mit der derzeit am Knie verletzten Kim Platten (21) eine hungrige Konkurrentin neben sich hat. "Das brauche ich, um Topleistung bringen zu können", sagt sie.

Yvonne Frank pflegt ein erstaunliches Verhältnis zu ihrer Konkurrenz. Nicht nur mit Platten versteht sie sich bestens, auch mit Kristina Reynolds vom Lokalrivalen Harvestehuder THC verbindet sie eine freundschaftliche Beziehung. Das mag verwundern, schließlich war es Reynolds, die Frank im August 2008 in Peking den Traum vom Stammplatz im Olympiateam verdarb. "Damals habe ich kurz überlegt, meine internationale Karriere zu beenden", sagt die Blondine, die seit 2000 im A-Kader steht.

Das Gefühl, das Ziel ihres Weges noch nicht erreicht zu haben, war jedoch stärker. So stark, dass sie sich entschloss, in Hamburg im direkten Duell mit Reynolds um die Teilnahme an den Sommerspielen 2012 in London zu kämpfen. Viermal im Monat trainieren die beiden nun gemeinsam an der Torwartschule von Heiko Milz. "Es ist ein gesunder Wettbewerb, und es tut mir gut zu sehen, auf welchem Stand Krissie gerade ist. Wir arbeiten gemeinsam an unseren Schwächen, denn letztlich tun wir das alles nur, um das Team stärker zu machen", sagt sie.

Die Geschichte von Yvonne Frank ist indes nicht nur eine Geschichte vom Wettstreit mit Konkurrentinnen, sondern auch eine vom Kampf gegen den eigenen Körper. Im Jahr 2004 kostete sie eine infolge eines Zeckenbisses erlittene Herzmuskelentzündung sechs Monate ihrer Karriere und die Teilnahme an Olympia in Athen. 2006 litt sie zweieinhalb Wochen an einer stressbedingten halbseitigen Gesichtslähmung. Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist in ihrem Körper aktiv, aber noch nie ausgebrochen, und die von der Zecke übertragenen Borrelien haben chronische Schulterprobleme verursacht. Dagegen erscheinen die im Streifendienst erlittenen Verletzungen - ein Fußbruch und eine Bisswunde am Finger - wie Kratzer.

Drei Jahre will Yvonne Frank noch "Gas geben" auf dem Hockeyplatz. Dann ist es wieder Zeit für Veränderungen. Welcherart, das ist noch nicht klar. Langweilig wird ihr aber bestimmt nicht werden.