Hamburg. In Hamm sind sie neuerdings nicht mehr ganz so gut auf die Handball-Nationalmannschaft zu sprechen. Das mag man undankbar finden: Immerhin hat Bundestrainer Heiner Brand die Stadt im östlichen Ruhrgebiet für seinen viertägigen EM-Vorbereitungslehrgang auserwählt. Auch eines von zwei Testspielen gegen Weißrussland findet am Mittwoch vor Ort statt. Doch als Brand sein Aufgebot bekannt gab, machte sich in Westfalen Enttäuschung breit. Nur zwei Spieler, die Göppinger Lars Kaufmann und Christian Schöne, darf man als etabliert bezeichnen. Die bekannten Größen der Weltmeistergeneration 2007, etwa die Hamburger Johannes Bitter, Torsten Jansen und Stefan Schröder, laufen nur heute in Münster auf (je 19.30 Uhr).

Gleich 30 Profis hat Brand zu seinem Lehrgang eingeladen und zwei komplett verschiedene Mannschaften aufgestellt. "Verwunderlich" nennt das Fachmagazin "Handballwoche" dieses Vorgehen, aber der Erfolgscoach weiß sich zu rechtfertigen: "Die Belastungen in den Vereinswettbewerben sind schon hoch genug, da gilt es, Maß zu halten." Zudem müsse man "jede Gelegenheit nutzen, um uns in neuer Formation einzuspielen".

Der Konkurrenzkampf ist Teil des Kalküls. Bis Mitte des Monats muss Brand 28 Spieler in sein vorläufiges Aufgebot für die EM in Österreich berufen und es bis Turnierbeginn am 19. Januar auf 16 reduzieren. Und mehr, als dass er die Mannschaft "grundsätzlich schon im Hinterkopf" habe, hat sich Brand bislang nicht entlocken lassen.

Entsprechend weit sind die Räume für Interpretationen. Nach dem Verzicht der Hamburger Rückraumsäule Pascal Hens gelten noch zehn Spieler als gesetzt, unter ihnen Torhüter Bitter und Jansen auf Linksaußen. Offen ist etwa, wer hinter dem pausierenden Kapitän Michael Kraus (Lemgo) das Spiel machen oder neben Abwehrchef Oliver Roggisch an den Kreis soll. Auf Rechtsaußen bieten sich hinter dem Kieler Christian Sprenger gleich drei Spieler für die Zweitbesetzung an. Was Schröder Mut machen sollte: Er ist für das heutige Spiel nominiert worden.

HSV-Linksaußen Matthias Flohr, einer von fünf Erstberufenen, wird erst morgen in der Maxipark-Arena zu seinem Debüt kommen. Fr ihn ist Österreich - sollte Jansen und dem Kieler Dominik Klein nichts zustoßen - zwar weit weg. "Eine große Ehre" sei es aber allemal, sagt der 27 Jahre alte Abwehrspezialist. Überhaupt wollen sie sich in Hamm ihr Länderspiel nicht madig machen lassen. "Ich glaube, dass beide Kader gleichmäßig besetzt sind", beharrt Franz Dressel, Manager des Zweitliga-Tabellenführers ASV Hamm.

Beim DSF scheint man das anders zu sehen. Der Free-TV-Sender überträgt nur die heutige erste Partie live. Morgen sticht die Poker-Weltserie die Handballer im Programm aus. Immerhin: Sportdigital.tv hofft mit dem Spiel in Hamm sogar Geld zu verdienen. 2,99 Euro wird für die Liveübertragung verlangt.