Hamburg. Ein Satz, den Dietmar Poszwa über Magomed Schaburow sagt, lautet wie folgt: "Bei ihm hat man das Gefühl, dass er die Gegner seiner Sportler besser kennt, als es deren Trainer tun." In diesem Satz, der nur ein kleiner Teil einer Lobeshymne ist, die der zukünftige Chef des Hamburger Universum-Stalls auf einen seiner zukünftigen Cheftrainer singt, steckt eins der Geheimnisse, die Schaburow zu dem gemacht haben, das er heute ist: der größte Aufsteiger unter den deutschen Profiboxtrainern.

Schaburow, der seit Dezember 2002 in Hamburg arbeitet, spricht über seinen Erfolg nicht gern. Das muss er auch nicht, weil die Fakten für sich sprechen. Am vergangenen Wochenende wurden mit Superfedergewichtler Vitali Tajbert und Supermittelgewichtler Dimitri Sartison zwei Schaburow-Schützlinge Weltmeister, und wer diese beiden von Beginn ihrer Profikarriere an verfolgt hat, der kann in den Titeln deutlich die Handschrift des Trainers lesen. Die Handschrift eines Trainers, der Sportler dazu bringt, einen Stil zu entwickeln, der den größten Erfolg verspricht.

"Mir ist es wichtig, dass meine Sportler verstehen, warum wir etwas tun", erklärt der 39-Jährige. Sein Credo ist, dass harte Arbeit belohnt wird, sie müsse jedoch zielgerichtet sein. "Man darf nicht trainieren, nur um zu trainieren. Es muss immer Sinn machen. Jedes Training ist ein Tropfen für den Erfolg", sagt er. Derlei Akribie schätzen sowohl Sportler als auch Vorgesetzte an Schaburow.

"Er lebt 24 Stunden am Tag für das Boxen", sagt Poszwa. Der gebürtige Tadschike, der 1993 nach Deutschland kam und bis 1999 für mehrere Bundesligaklubs boxte, ehe er Honorartrainer des Deutschen Amateurbox-Verbands wurde, bemüht Worte des legendären Geigers Niccolo Paganini, um seine Arbeitseinstellung zu beschreiben. "Wenn ich einen Tag nicht übe, merke ich es. Am zweiten Tag merkt es mein Dirigent, und am dritten das Publikum. Deshalb muss ich jeden Tag mein Bestes geben."

Das tut er, und er verlangt es auch von seinem Team. "Ich bin ein sehr strenger Trainer, der sehr zickig werden kann", sagt er. Außenstehende mag dieses Selbstbild überraschen, denn in der Öffentlichkeit ist er als schweigsamer, in sich gekehrter Mensch bekannt, der selbst in brenzligsten Situationen am Ring nie herumbrüllt oder die Contenance verliert. "Wenn ich am Ring schreien muss, ist es zu spät", sagt der Vater einer Tochter, "alles muss vorher geklärt sein".

Diese Einstellung und der damit verbundene Erfolg haben dazu geführt, dass Schaburow, der mit Susi Kentikian noch eine dritte Titelträgerin betreut, in den kommenden Monaten gleich drei ausländische Stars des Stalls zu Titelkämpfen führen wird: Mittelgewichtler Gennady Golovkin, Cruisergewichtler Alexander Alekseev und Schwergewichtler Ruslan Chagaev. Als Schaburow seine Karriere bei Universum startete, beschrieb er sich als "Lehrling, der ein großer Trainer werden möchte". Auf diesem Weg, sagt er, sei er noch immer. "Wenn ich merke, dass ich zufrieden bin, höre ich auf." Wer den Erfolg Schaburows verstehen will, muss eigentlich nicht mehr wissen als diesen letzten Satz.