Sowohl der FC St. Pauli in Augsburg als auch der HSV gegen Bochum verlieren knapp. Bayern kommt gegen Bayer nicht über ein 1:1 hinaus.

HSV - VfL Bochum 0:1 - Aufbauhilfe West Teil Zwei

Hamburg. Der Hamburger SV verliert nach einer weiteren Heim-Blamage im Titelrennen der Fußball-Bundesliga immer mehr an Boden. Gegen den Tabellen-Vorletzten VfL Bochum kassierten die Hanseaten trotz eines klaren Chancenplus' am Sonntag eine unglückliche 0:1 (0:0)-Niederlage und rutschten auf den fünften Tabellenplatz ab. Der eingewechselte Dennis Grote (77. Minute) sorgte vor 53.838 Zuschauern mit seinem Treffer dafür, dass die Bochumer unter Neu-Trainer Heiko Herrlich im dritten Spiel den ersten Sieg feierten und ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf setzten.

DER 13. SPIELTAG: ERGEBNISSE UND TABELLE

Der HSV dagegen blieb im fünften Pflichtspiel in Serie ohne Erfolg und wurde von den eigenen Fans mit Pfiffen verabschiedet. Nach einem Fehler von Hamburgs Abwehrchef Joris Mathijsen, der sich in einem Laufduell von Stanislav Sestak wie ein Anfänger düpieren ließ, musste Grote nur noch einschieben. Bereits das letzte Heimspiel Ende Oktober gegen Borussia Mönchengladbach hatte der HSV mit 2:3 verloren.

Mit den letzten „elf Aufrechten“ (HSV-Chef Bernd Hoffmann) fehlte den Gastgebern trotz optischer Überlegenheit die Kreativität, um die Spielweise der lange Zeit biederen und harmlosen Bochumer zu bestrafen. In der ersten Viertelstunde vergaben Eljero Elia (6.), Piotr Trochowski (9.) und Marcell Jansen (15.) gute Torchancen. Auch bei einem Trochowski-Freistoß (23.) war Bochums Torhüter Philipp Heerwagen auf dem Posten. Auf der Liste der prominenten Ausfälle beim HSV standen Zé Roberto (Bänderanriss), Jerome Boateng (Grippe), Jonathan Pitroipa (Muskelfaserriss), Mladen Petric (Reha), Paolo Guerrero, Alex Silva, Collin Benjamin (alle Kreuzbandriss) sowie Romeo Castelen (Knieoperation) und Bastian Reinhardt (Fußbruch).

Vor allem im Angriff machte sich das Fehlen von Petric und Guerrero bemerkbar. Der 19-jährige Tolgay Arslan mühte sich, war bei seinen Aktionen in der Offensive aber oft zu umständlich. Dennoch jubelten die heimischen Fans in der 32. Minute, als Joris Mathijsen per Kopf ins Bochumer Tor traf. Doch Schiedsrichter Günter Perl (Pullach) verweigerte dem Treffer die Anerkennung, weil Elia bei einem Trochowski-Freistoß Bochums Keeper Heerwagen behindert haben soll. Der HSV diktierte das Tempo und dominierte das Spielgeschehen - ohne ihren heimlichen Spielmacher Zé Roberto fehlten aber Leichtigkeit und pfiffige Ideen gegen den Tabellen-Vorletzten.

Die ebenfalls stark geschwächten Gäste, bei den die Angreifer Diego Klimowicz und Zlatko Dedic von Beginn an fehlten und die während der Partie zudem die Ausfälle von Mimoun Azaouagh und Joel Epallé hinnehmen mussten, hatten in den ersten 45 Minuten nur eine nennenswerte Offensiv-Aktion. Stanislav Sestak schoss jedoch weit über das Tor des weitgehend beschäftigungslosen Frank Rost (38.). Nach dem Wechsel zunächst ein ähnliches Bild: Der HSV drückte, Bochum verteidigte. Zu seinem Bundesliga-Debüt kam nach der Verletzung von Epallé U 23-Akteur Roman Prokoph, der gleich zwei gute Chancen hatte (59./61.). Der zweite Joker Grote, der Azaouagh ersetzte, avancierte schließlich zum überraschenden Matchwinner.

Bruno Labbadia zeigte sich nach dem Spiel enttäuscht: „Das war für uns eine sehr bittere Niederlage. Wir haben 60, 70 Minuten vieles richtig gemacht. Wir haben den Ball und Gegner laufen lassen. Viele Dinge waren gut, außer, dass wir nicht konsequent im Strafraum und bei der Chancenauswertung waren. In den letzten 20 Minuten hat uns die Ruhe gefehlt, und wir sind in einen Konter gelaufen, was wir unbedingt vermeiden wollten.“

Bayern München - Leverkusen 1:1 - für van Gaal wird's immer enger

Bayern München hat den erhofften Befreiungsschlag verpasst und steckt nach dem dritten Unentschieden in Folge in der Bundesliga weiter in der Krise. Die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal, für den die Luft immer dünner wird, kam gegen den alten und neuen Tabellenführer Bayer Leverkusen nach einer erneut dürftigen Vorstellung nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus, stagniert auf dem siebten Platz und verliert das Ziel Herbstmeisterschaft damit fast schon aus den Augen.

Vier Tage vor dem Champions-League-Spiel gegen Maccabi Haifa, bei dem den Bayern das Aus in der Königsklasse droht, brachte Mario Gomez mit seinem vierten Liga-Tor die Münchner in Führung (8.). Nur sechs Minuten später glich Stefan Kießling aber aus. Mit dem neunten Saisontor wahrte der Nationalstürmer die weiße Weste der Elf von Jupp Heynckes, die auch nach 13 Spielen ohne Niederlage ist. Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner WM-Arena erwischten die zunächst stark aufspielenden Bayern einen Traumstart ins «Spiel der Spiele» (Manager Uli Hoeneß): Miroslav Klose setzte sich gegen Daniel Schwaab durch und passte auf Gomez, der mit einem wunderbaren Außenrist-Schlenzer gegen den machtlosen Rene Adler im Bayer-Tor vollstreckte. Trainer van Gaal, der vor der Partie schon von seiner Entlassung gesprochen hatte, wurde dabei zu seinem Glück gezwungen, war doch Klose für die Startelf gar nicht vorgesehen.

Der Nationalstürmer rückte erst durch die Muskelverletzung von Hamit Altintop kurzfristig ins Team und an die Seite von Gomez, der Luca Toni ersetzte. Der Italiener, der kürzlich wieder einmal über sein angespanntes Verhältnis zu van Gaal geklagt hatte, stand wegen Leistenbeschwerden nicht im Kader. Nach einer Viertelstunde war es allerdings schon wieder vorbei mit dem Bayern-Elan, sie verfielen in ihren alten, ideenlosen Trott - und Bayer, das ohne Vier antreten musste, schlug eiskalt zu. Nach langem Pass von Arturo Vidal tanzte Kießling den Münchner Abwehrchef Daniel van Buyten aus und schloss zum 1:1 ab. Jetzt bestimmte Bayer das Geschehen, das schöne Spiel Leverkusens, das den Münchnern auch gedanklich immer einen Schritt voraus war, blieb jedoch ineffizient. Kießling und Bayern-Leihgabe Toni Kroos vergaben weitere Chancen.

Erst kurz vor der Pause wachten die Bayern noch einmal auf, einen Freistoß von Holger Badstuber aus 25 Metern parierte der gute Adler aber ebenso hervorragend wie einen Versuch von Anatolij Timoschtschuk aus kurzer Distanz. Diese kurze Phase entpuppte sich nach dem Seitenwechsel als Strohfeuer. Während sich Leverkusen weitgehend auf das Verwalten des Unentschiedens beschränkte, ließen die Bayern jetzt jeglichen Spielwitz vermissen. Dabei wurde mal wieder deutlich, wie sehr der Rekordmeister von den verletzten Superstars Franck Ribery und Arjen Robben abhängig ist. Die Fans quittierten die blutleeren Aktionen mit Pfiffen, van Gaal verhalf mit Ivica Olic nach dessen verletzungsbedingter Pause über sieben Wochen seinem letzten verbliebenen Stürmer zum Comeback. Die erste Chance der zweiten Halbzeit hatte dann aber Gomez in der 85. Minute - wieder rettete Adler glänzend.

Bei den Bayern deuteten lediglich Klose und Gomez mit guten 15 Minuten zu Beginn des Spiels ihr wahres Leistungsvermögen an. Leverkusen hatte seine Besten in Kießling und Adler, der aber auch einige Male unsicher wirkte.

Augsburg - St. Pauli 3:2 - bittere Pleite in letzter Sekunde

Dank eines Treffers von Andrew Sinkala in letzter Minute hat der FC Augsburg Anschluss an die Spitzengruppe in der 2. Fußball-Bundesliga gehalten. Der Defensivspieler erzielte am Sonntag in der Nachspielzeit den umjubelten Siegtreffer zum 3:2 (0:1) gegen Aufstiegsanwärter FC St. Pauli. Für die Schwaben trafen Michael Thurk mit seinem 13. Saisontor (54.), Pauli-Profi Fabio Morena per Eigentor (56.) und schließlich Sinkala (90.+3). Für die Gäste, die nach der Roten Karte für Florian Lechner (35.) fast eine Stunde lang in Unterzahl spielen mussten, war Marius Ebbers per Doppelpack erfolgreich (29./73.).

„Unglaublich. Das geht einem ein bisschen ans Herz“, sagte Augsburgs Trainer Jos Luhukay nach dem wichtigen Heimsieg in letzter Minute. „Das war an Dramatik kaum zu überbieten. Ich freue mich, dass die Mannschaft sich und unsere Fans belohnt hat.“ Pauli-Coach Holger Stanislawski kritisierte heftig die Rote Karte gegen Lechner. „Er spielt ganz klar den Ball. In der 35. Minute kippt das Spiel durch eine ganz klare Fehlentscheidung.“

Mit deutlichem Respekt begannen beide Mannschaften vor 22 272 Zuschauern die Partie. Beide Teams neutralisierten sich im Mittelfeld, Torchancen blieben zunächst aus. Gleich mit der ersten Gelegenheit gingen die Gäste in Führung, als Ebbers eine feine Einzelleistung erfolgreich abschloss. Nach dem Wechsel kamen die Augsburger gegen die in Unterzahl spielenden Gäste aber immer besser ins Spiel. Torjäger Thurk per Kopf und Unglücksrabe Morena sorgten für die Tore der Hausherren. Ebbers traf zwar noch zum Ausgleich, praktisch mit dem Schlusspfiff machte Sinkala aber den Sieg für die Schwaben perfekt.