Hamburg. Als sich nach einem ersten Drittel, wie man es in der Color-Line-Arena lange nicht gesehen hatte, die 5388 Zuschauer von ihren Sitzen erhoben und Beifall klatschten, da wurde den ständigen Beobachtern der Hamburg Freezers klar, dass dieser Donnerstagabend ein besonderer sein würde. Vier Tore hatte die Mannschaft von Trainer Paul Gardner gegen Rekordmeister Adler Mannheim erzielt, und vor allem die Art und Weise, wie sie dies geschafft hatte, ließ die verbliebenen Anhänger vergessen, dass ihre Lieblinge noch immer versuchen, den Weg aus dem Tabellenkeller der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu finden. Dass es am Ende zu einem 7:5-(4:2, 1:2, 2:1)-Erfolg reichte, hatten sich die Freezers verdient wie die stehenden Ovationen ihrer Anhänger. Die feierten den vierten Sieg in Serie und forderten die Raupe. Vergeblich. "Die gibt es erst wieder, wenn wir dort sind, wo wir sein wollen", verkündete Kapitän Alexander Barta über die Hallenlautsprecher.

Mit enormem Tempo und viel Spielwitz setzten die Hamburger die läuferisch und technisch begabteren Gäste von Beginn an unter Druck, und sie ließen auch dann nicht nach, wenn Mannheim sich wehrte. Vor allem aber, und das ist die Lehre der vergangenen Erfolgswochen, scheinen alle Spieler mittlerweile Gardners System verinnerlicht zu haben. Jeder spielt mit dem anderen anstatt nur für sich selbst, was sich auf das Selbstvertrauen und die Spielfreude auswirkt. Man darf nicht vergessen, dass es vor einem Monat noch eine erschütternde 0:6-Schlappe gegen denselben Gegner gegeben hatte. Mit dem harm- und hilflosen Haufen von damals hatte das gestrige Team lediglich die Trikots gemein.

Dennoch zeigten die 60 Minuten auch, warum die Hamburger von einem Spitzenteam wie den Adlern noch ein Stück entfernt sind: Wenn selbst sieben Tore fast nicht zum Sieg reichen, kann die Defensive höheren Ansprüchen nicht genügen. Sie ist zu leicht zu überrumpeln, lässt vor dem Tor die letzte Konsequenz in den Zweikämpfen vermissen und wirkt gedanklich zu langsam, um mit schnellen Angreifern wie denen der Adler mithalten zu können. Gestern Abend reichte es, weil alle über sich hinauswuchsen und leidenschaftlich arbeiteten. Aber solche Tage gibt es in einer Saison nicht oft.

Tore: 1:0 (3:40) Wilm (Dotzler, Fortier), 2:0 (7:45) J. King (Barta), 2:1 (8:49) Kink (S. King, Butenschön), 2:2 (10:59) S. King (Papineau, Robinson) 5-4, 3:2 (15:22) Aab (Barta, J. King) 5-3, 4:2 (16:33) Wilm (Ratchuk, Kuhta) 5-4, 5:2 (29:18) Retzer, 5:3 (31:36) Beardsmore (Scalzo, Pollock), 5:4 (35:37) Forbes (Trepanier, Arendt), 6:4 (43:59) Fortier (Manning), 6:5 (44:49) S. King (Butenschön, Papineau), 7:5 (59:48) Kuhta empty net goal. Strafminuten: 2/8. Schiedsrichter: Bauer (Nürnberg). Zuschauer: 5388.