Berlin. Am Morgen hinfahren, in der Nacht zurück, zwischendurch zwei Punkte holen: Die Bundesliga-Handballer des HSV sind nach dem lockeren 37:25 (22:9)-Sieg bei den Füchsen Berlin weiter der härteste Verfolger von Tabellenführer THW Kiel. "Wir haben eine konzentrierte Leistung geboten. Mehr wurde von uns nicht gefordert", meinte Rückraumschütze Marcin Lijewski.

Das Spiel war früh entschieden. Nach zehn Minuten führten die Hamburger 9:2, und vor allem Berlins Nationaltorhüter Silvio Heinevetter machte dabei keine glückliche Figur. Bis auf einen war jeder Wurf ein Treffer, was auf der VIP-Tribüne die Miene seiner neuen Freundin Simone Thomalla verfinstern ließ. Die ARD-"Tatort"-Kommissarin hatte mit ihrem Antrittsbesuch bei den Füchsen schon vor dem Anwurf die Blicke der Zuschauer und die Objektive der Fotografen auf sich gezogen, hinterher galt das Interesse jedoch Männern wie Johannes Bitter oder Hans Lindberg. Bitter hatte mit 16 Paraden bei 30 Würfen zumindest sportlich seinem Kollegen Heinevetter (9/46) die Aufmerksamkeit genommen, und Lindberg war seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Verwandeln von Siebenmetern, wieder fünf Mal mit großer Akribie nachgekommen.

Dass die Berliner an diesem Abend kaum mehr als ihre Anwesenheitspflichten wahrnehmen würden, hatte Füchse-Geschäftsführer Hans Robert "Bob" Hanning schon am Mittag geahnt. Da hatte er gerade die dritte Krankmeldung eines Stammspielers erhalten. "Das wird heute wieder deutlich", fürchtete er. Ganz so deutlich wie vor einer Woche wurde es nicht. Da hatte sein Team gegen Meister Kiel nach einer erschreckend schwachen zweiten Halbzeit 23:40 verloren. Den HSV schätzt der ehemalige HSV-Trainer (2002-2005) in dieser Saison dennoch stärker als den Titelverteidiger ein. "Die Hamburger spielen zwei unterschiedliche Deckungssysteme nahezu perfekt, und sie haben sich mit Domagoj Duvnjak und Igor Vori optimal verstärkt. Der HSV ist einfach mal dran, wenn nicht jetzt, wann dann?"

Das sagte sich auch Blazenko Lackovic. Vier Wochen nach seiner Meniskusoperation am rechten Knie kehrte der Kroate zur zweiten Hälfte ins Team zurück, warf und traf - zum 23:9 für den HSV. Heinevetter schaute nur noch traurig drein, schüttelte den Kopf und gestikulierte mit Händen und Armen Richtung Tribüne: Was soll ich bloß machen? Diesen, wenn auch stummen, Hilfeschrei müssen die Hamburger vernommen haben. Sie ließen fortan weitgehend die Konsequenz der ersten 30 Minuten vermissen und gaben Heinevetter doch noch die eine oder andere Chance, ein wenig zu glänzen. Simone Thomalla hat es gefreut.

Tore: Berlin: Jaszka 7, Wilczynski 7 (3 Siebenmeter), Richwien 4, Schneider 2, Strand 2 (1), Murawski 1, Göde 1, Löffler 1; Hamburg: Lindberg 7 (5), Vori 6, Hens 5, Jansen 4, M. Lijewski 3, Lackovic 3, Duvnjak 3, Flohr 3, K. Lijewski 1, G. Gille 1, Schröder 1. Schiedsrichter: Schaller/Wulzer (Leipzig/Frankenberg). Zuschauer: 8517. Zeitstrafen: 2; 5.