Berlin. Beide glänzten mit Schwimm-Weltrekorden, doch an der Hackordnung wird (vorerst) nicht gerüttelt: Doppel-Weltmeister Paul Biedermann und Emporkömmling Steffen Deibler wussten auch nach ihren Coups beim Kurzbahn-Weltcup in Berlin um die Hierarchie im deutschen Team. Deibler dankte Biedermann artig für dessen Vorreiterrolle, der Hallenser lobte seinerseits den strebsamen Hamburger Kollegen. Doch eines wurde am Wochenende deutlich: Deibler ist in Biedermanns Sog steil nach oben gerauscht und inzwischen zu einem Weltklasse-Schwimmer gereift.

"Als Paul vor einem Jahr in Berlin Weltrekord geschwommen ist, da habe ich mir gedacht: ,Aha, es geht also auch bei uns.' Seine Leistungen motivieren mich ungemein", sagte der 22-jährige Deibler. "Er sorgt dafür, dass das Schwimmen in Deutschland mehr Aufmerksamkeit erzielt, nimmt aber auch den Druck von uns." Der ein Jahr ältere Biedermann ist sich dessen bewusst: "Ich will die Vorbildrolle erfüllen, ohne mich zu verbiegen." Es sei schön, wenn das Teamkollegen zu schätzen wüssten, erklärte der Weltmeister über 200 und 400 m Freistil: "Letztlich liegt es aber an einem selbst. Für Steffen freue ich mich, dass sich seine harte Arbeit im Training auszahlt."

Deibler verbesserte bei seinem Finalsieg über 50 m Schmetterling in 21,80 Sekunden nicht nur seine eigene Bestzeit um 26 Hundertstel, sondern bewies auch, dass das viel bestaunte Weltrekord-Rennen vor drei Wochen in Aachen keine Eintagsfliege war. Am Sonntag ließ er über die doppelte Distanz (49,23) und zweimal über 50 m Freistil (erst 20,99, dann 20,73) deutsche Rekorde folgen. "Die Weltklasse ist mein Anspruch, alles andere nimmt mir jetzt keiner mehr ab", meinte Deibler, dessen drei Jahre jüngerer Bruder Markus noch auf den Durchbruch wartet, und betonte: "Ich will beweisen, dass ich kein One-Hit-Wonder bin."

Dieses Selbstbewusstsein könnte er sich bei Biedermann abgeschaut haben. Fast schon routiniert nahm der 1,92 m große Modellathlet den Sieg über 400 m Freistil in der Weltrekordzeit von 3:32,77 Minuten zur Kenntnis. Am Sonntag setzte er noch einen drauf und schwamm über die halbe Distanz in 1:39,37 Minuten Weltrekord. Selbst ein vor zwei Wochen erlittener Muskelfaserriss konnte ihn nicht stoppen. "Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen könnte", meinte der Olympia-Fünfte, der nicht im direkten Duell gegen den amerikanischen Superstar Michael Phelps antrat.

Phelps schied mit dem Anzug der neuen Saison bereits im Vorlauf über 200 m Freistil aus. Die alten, noch bis Ende Dezember erlaubten Hightech-Anzüge sorgten in der Hauptstadt in Verbindung mit neuen, der Leichtathletik nachempfundenen Startblocks für eine Rekordflut. 16 Welt- und sechs Europarekorde waren eine beeindruckende Bilanz.