Mit einem Weltrekord-Doppelpack hat Paul Biedermann beim Schwimm-Weltcup US-Superstar Michael Phelps alt aussehen lassen.

Berlin. Mit einem Weltrekord-Doppelpack hat Paul Biedermann US-Superstar Michael Phelps alt aussehen lassen. Einen Tag nach seiner Bestmarke über 400 Meter Freistil in 3:32,77 Minuten triumphierte der Doppel-Weltmeister aus Halle/Saale zum Abschluss des Schwimm-Weltcups in Berlin am Sonntag in 1:39,37 Minuten auch über 200 Meter in Weltbestzeit. Phelps ließ die mit Spannung erwartete WM-Revanche mit Biedermann platzten, als er mit Vollbart und in Textil-Hose schon im Vorlauf ausschied. Biedermann sorgte in seinem Berliner „Wohnzimmer“ im High-Tech-Anzug noch einmal für einen Kracher. „Einfach geil war das“, befand er. „Es ist ein schönes Gefühl. Jetzt müssen wir mal sehen, was die Zukunft bringt. Ich muss Gewicht verlieren, damit ich nicht absaufe. Der Anzug hat mich schon oben gehalten.“

Der Hamburger Steffen Deibler war nach 21,80 Sekunden über 50 Meter Schmetterling einfach baff: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier als Weltrekordler aus dem Wasser steige.“ Für Europarekorde sorgten Janne Schäfer (Heidelberg) in 29,55 Sekunden als Zweite über 50 Meter Brust und Daniela Samulski über 50 Meter Rücken (26,21). Dazu zwölf nationale Bestmarken: Deutschlands Schwimmer sind fit für die EM im Dezember in Istanbul.

Die noch bis Ende Dezember erlaubten High-Tech-Anzüge sorgten in Verbindung mit neuen, der Leichtathletik nachempfundenen Startblocks in Berlin für eine Rekordflut. 16 Welt- und 6 Europarekorde waren eine beeindruckende Bilanz. Weltbestzeiten markierten Cameron van der Burgh (Südafrika) über 50 (25,25 Sekunden) und 100 Meter Brust (55,61), die Japanerin Shiho Sakai über 100 (55,23) und 200 Meter Rücken (2:00,18), die Australierin Leisel Jones über 100 (1:03,00) und 200 Meter Brust (2:15,42), Jessica Hardy aus den USA über 50 Meter Brust (28,80), Liu Zige (China/2:00,78) über 200 Meter Schmetterling, Hinkelien Schröder (Niederlande/57,74) über 100 Meter Lagen und die Russen Jewgeni Korotischkin (100 Meter Schmetterling/48,48), Sergej Fesikow (100 Meter Lagen/50,95) und Arkadi Wjatschanin (200 Meter Rücken/1:46,11). Van der Burgh erhielt für die beste Leistung ein Auto.

Biedermann war nach seinen Rekordrennen selbst verblüfft und um 23 000 US-Dollar reicher. „Ich bin dicker geworden durch meine Pause, habe eine Dreiviertelstunde gebraucht, um in den Anzug zu kommen“, sagte der 23-Jährige nach gerade erst überstandenem Muskelfaserriss im Oberschenkel. Ohne den High-Tech-Anzug werde es in Zukunft schwer werden, die Rekorde zu verbessern, so Biedermann. Phelps baut schon jetzt auf die neue Kleiderordnung: „Ich bereite mich auf die Zukunft vor.“ Über 200 Meter Lagen reichte es hinter dem Weltrekord (1:51,55) schwimmenden Südafrikaner Darian Townsend in 1:53,70 Minuten wenigsten noch zu Rang zwei.

Deibler, der erst am 24. Oktober in Aachen mit Weltrekord überrascht hatte, war nach seinem famosen Finale einfach nur glücklich. „Es macht schon Spaß“, sagte der 22-Jährige. Dabei hatte er wegen einer Erkältung eine fünftägige Zwangspause einlegen müssen. Am Sonntag ließ er gleich drei deutsche Rekorde über 50 Meter Freistil (20,99 und 20,73) und 100 Meter Schmetterling (49,23) folgen.

Die Essenerin Samulski holte sich nur vier Tage nach ihrer Rückkehr aus Neuseeland in 26,21 Sekunden als Zweite über 50 Meter Rücken die kontinentale Bestmarke von Sanja Jovanovic (Kroatien). Zum Abschluss am Sonntag schwamm Samulski über 100 Meter Rücken in 57,37 und 57,35 Sekunden gleich zweimal deutschen Rekord.

Die deutschen Bestmarken fielen in Abwesenheit von Doppel- Olympiasiegerin Britta Steffen wie am Fließband. Der Darmstädter Marco Koch schraubte die elf Jahre alte Bestmarke von Mark Warnecke (Essen) über 50 Meter Brust auf 26,68 Sekunden. Gut für Bestzeiten waren auch die Heidelbergerin Janne Schäfer im Vorlauf über 50 Meter Brust (29,87), Sarah Poewe über 100 Meter Brust (1:05,12), Theresa Michalak (Halle/Saale) über 200 Meter Lagen (2:07,65), Caroline Ruhnau (Essen/2:21,12) über 200 Meter Brust sowie Caroline Ruhnau (1:05,55) und Kerstin Vogel (beide Essen/1:05,46) beim Doppelschlag in den Vorläufen über 100 Meter Brust.