Duvnjak mit sieben Treffern erstmals bester HSV-Schütze. Schweigeminute für Robert Enke vor dem Spiel.

Hamburg. Gelassenheit sieht wohl so aus. Andreas Rudolph, der Präsident der HSV-Handballer, steckte die Hände in die Hosentaschen, lächelte und sprach von "einem hektischen, zerfahrenen Spiel, in dem die Jungs die Ruhe bewahrt haben". Die zahlte sich aus. Der HSV besiegte den SC Magdeburg 35:27 (16:12) und bleibt Verfolger des THW Kiel.

"Die Hamburger können sich nur selbst schlagen", hatte Magdeburgs Trainer Michael Biegler vorher gesagt. Wie das gehen sollte, demonstrierte der HSV in den ersten fünf Minuten. Krzysztof Lijewski verwarf im Angriff zweimal, Hans Lindberg scheiterte mit einem Siebenmeter an Torhüter Gerrie Eijlers, und zwischen den HSV-Pfosten erfüllte Johannes Bitter allein seine Anwesenheitspflicht. Resultat der unterschiedlichen Dienstleistungen: Magdeburg führte nach fünf Minuten mit 4:1.

Nun dauert ein Handballspiel 60 Minuten, so viele jedoch brauchte der deutsche Vizemeister dann allerdings nicht, um die 9341 Zuschauer in der Color-Line-Arena in Stimmung zu versetzen. Es bedurfte gerade vier, bis Matthias Flohr den HSV zum 5:4 erstmals in Front warf. Überhaupt Flohr: Der ehemalige Abwehrspezialist hat sich zu einem kompletten Spieler entwickelt, der auch im Angesicht des gegnerischen Torhüters inzwischen die Übersicht behält. Das war nicht immer so, die Fortschritte machen den 27-Jährigen zu einem Perspektivkandidaten für Bundestrainer Heiner Brand. "Ich freue mich, dass ich mehr Spielanteile erhalte als früher", sagte Flohr.

Nicht nur Flohr traf jetzt. Die Erfolgsquote erhöhte sich bei allen Hamburgern, und hinten machte Bitter dicht. Zwei Siebenmeter parierte er in Folge - das sind die Erfolgserlebnisse, die Deutschlands Nummer eins immer wieder in Höchstform versetzen. Konnten die HSV-Fans bei diesen Aktionen schon jubeln, gerieten sie beim Treffer Torsten Jansens zum 13:8 aus dem Häuschen. Hens passte den Ball in den Kreis, Jansen kam von Linksaußen angeflogen fing ihn und schleuderte ihn ins Netz. Das nennt man einen Kempa-Trick, ein 50 Jahre altes Kunststück und immer noch schön anzusehen.

Der HSV aber spielte nicht nur für die Galerie, die Abwehr leistete Knochenarbeit. Und weil sie auf schnellen Füßen unterwegs war, hatten die Magdeburger selbst in Überzahl Mühe, zum erfolgreichen Torwurf zu kommen. Das sind Momente, die einen Trainer wie Martin Schwalb besonders freuen. Grund zum Ärgern gibt's ohnehin immer genug. Diesmal störten ihnen die vielen kleinen Nachlässigkeiten, die sich in der zweiten Halbzeit nach der 20:14-Führung (35. Minute) einschlichen. Die Magdeburger nutzten diese Einladungen zu leichten Treffern. Die Klasse, den HSV ins Wanken zu bringen, hatten sie indes nicht. Das lag natürlich vor allem am HSV, der stets wusste, wann es galt, sein Hand-Werk wieder konzentriert zu verrichten. Am Ende fiel der Erfolg, wie Biegler bemerkte, dann doch noch "standesgemäß" für den Tabellenzweiten aus.

Tore: HSV: Duvnjak 7, Schröder 5, Flohr 5, Lindberg 5 (5 Siebenmeter), Vori 4, Jansen 4, K. Lijewski 3, Hens 1, M. Lijewski 1; Magdeburg: Jurecki 7, van Olphen 5, Weber 4 (1), Tönnesen 3, Grafenhorst 3, Rojewski 2,Theuerkauf 2 (1), Coßbau 1. Schiedsrichter: Moles/Pittner (Heddesheim/Laudenbach). Zuschauer: 9341. Zeitstrafen: 6; 3.