Geld schießt keine Tore. Und Geld garantiert keine leckere Bratwurst. Ein Verein testet weltweit Würste in Arenen und auf Grandplätzen.

Hamburg. Es geht um die Wurst. Ja, diesmal wirklich. Nicht um den Einzug ins Finale, nicht um den letzten Fight vor dem Abstieg. Es geht nicht um all das, was sonst so als "Wurst" bezeichnet wird. Sondern genau um das: die Wurst in deutschen Stadien. Zur Förderung der Bratwurstkultur auf dem Fußballplatz hatte eine Handvoll Hamburger Fußballfans im Frühjahr 2009 den Verein "fussballwurst.de" gegründet.

Gut 50 Mal haben sie seitdem die Wurst unter die Lupe genommen - im Norden, im Schwarzwald, an der Ostsee, im Ruhrpott. Die Rekordmeister-Wurst in der Arena des FC Bayern muss sich dort messen lassen mit der Thüringer aus der Bezirksliga in Hamburgs Westen.

Eine erste These: Die Würste im Süden der Republik schmecken besser. Das ist aus Hamburger Sicht eine bittere Vermutung. Aber die Ergebnisse der Wurst-Tester sind eindeutig. In Bayern, Baden, Franken gehört die Imbiss-Performance in den 15 Minuten zwischen den Hälften genauso zur Spielkultur wie die 90 Minuten drumherhum. Dazu der Vereinsvorsitzende Markus Dittmann: »Im Norden überwiegt die Fabrikwurst, die an sich gar nicht mal schlecht sein muss - wenn sie gut gebraten ist. Aber auf fast allen Plätzen gibt es ein und dieselbe Wurst. Man geht ja auch nicht jeden Tag in den gleichen Gourmet-Tempel. Im Süden hingegen überwiegt die Wurst aus dem ehrlichen Handwerk.«

Der Fußball-Fan im Süden ist immer auch Gourmet. Für den Zuschauer in Hamburg ist das eine Schmach. Sind die Ligen im Norden nur ein gleichgeschalteter Wurst-Brei? Missstände, die unter die Pelle gehen? Auch aus diesem Grund haben die Macher von fussballwurst.de dem Verein und der Seite ein neues Gesicht gegeben. Leser können abstimmen und kommentieren. Es gibt eine eigene Leser-Liga.

Und es gibt Hoffnungen - Lichtblicke im dunklen Wurst-Dschungel des Nordens. Der USC Paloma aus Hamburg steht gemeinsam mit dem südbadischen FC 08 Villingen auf Platz eins der "Geschmacks-Liga". Fünf Sterne. Der Kritiker: "Meine Vorahnung wurde bestätigt, denn es handelte sich um eine über Holzkohlegrill zubereitet Bratwurst aus dem Fleischerhandwerk. Also genau wie ich mir eine Bratwurst vorstelle. Daneben steht eine Schale Toastbrotdreiecke in Selbstbediehnung, abgedeckt durch ein Geschirrtuch. Auf Nachfrage bekommt man ein frisches Brötchen. Schön, dass die Palomatenbrater einen Bäcker haben, der auch am Sonntag morgen frische Brötchen liefert."

Das Grandplatz-Idyll des USC Paloma schlägt sie alle - sogar die VIP-Wurst des Hamburger SV. Wer hätte das gedacht. Das lässt auf eine zweite These schließen: Genauso wie Geld keine Tore schießt, ist ein Millionenetat kein Garant für eine knackige Halbzeit-Wurst.