Der fünfmalige Weltmeister und der Doppel-Olympiasieger gehen am Sonntag auf der Alster in Achtern an den Start.

Hamburg. Weil sich am Montag der Fall der Berliner Mauer zum 20. Mal jährt, wird in diesen Tagen auch eifrig in der deutsch-deutschen Sportgeschichte gekramt. DDR-Idol Jürgen Sparwasser darf noch einmal sagen, dass man wegen seines Tores bei der Fußball-WM auf seinen Grabstein "Hamburg 1974" schreiben könne. Jeder wisse dann, wer da liegt. Natürlich geht es in der Aufarbeitung auch um Doping und große Duelle zwischen Einzelsportlern wie den Ruderern Peter-Michael Kolbe und Thomas Lange.

Der damals 35-jährige Hamburger Kolbe hatte seinen elf Jahre jüngeren Konkurrenten vom SC Chemie Halle schon vor dem Finale bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 zum Favoriten erklärt, letztlich gewann Lange mit fünf Sekunden Vorsprung. Was wenig später als gesamtdeutscher Doppelsieg gefeiert worden wäre, bedeutete für den Westdeutschen eine persönliche Niederlage. Eine Niederlage, an die er auch heute noch ungern zurückdenkt, weil mit ihr der Traum vom olympischen Gold nach zwei weiteren zweiten Plätzen 1976 und 1984 endgültig zerplatzte.

Am Sonntag kommt es nun auf der Außenalster zu einer Wiederauflage des Duells, nicht in Einern wie damals in Südkorea, sondern in Achtern. Bei der 21. Internationalen Langstreckenregatta gehen der fünfmalige Weltmeister Kolbe mit einem Lübecker und Doppel-Olympiasieger Lange mit einem Ratzeburger Boot an den Start. Rudern ist für beide zu einem Hobby geworden, hat längst nicht mehr den Stellenwert der Vergangenheit. Der mittlerweile als Chirurg in Lübeck tätige Lange hat mit seiner Zeit als Leistungssportler sogar soweit abgeschlossen, dass er nicht mehr öffentlich darüber reden mag.

Auch untereinander werden sich die Altstars am Wochenende nicht viel zu sagen haben. "Ein Hallo und das ist es im Wesentlichen. Wir haben kein freundschaftliches Verhältnis", meint Kolbe, der dies aber nicht auf die Rivalität alter Zeiten zurückführt. "Irgendwie ist zwischen uns einfach der Funke nie richtig übergesprungen." Bei einer Regatta mit insgesamt über 700 Aktiven werden beide genug andere Gesprächspartner finden.

Einer von ihnen könnte Wolfgang Denzler vom RC Favorite Hammonia sein. Der Organisator der Rennen geht nach dem Gewinn von über 25 Master-Weltmeisterschaften im Alter von 76 Jahren selbst zum letzten Mal an den Start. Weitere prominente Teilnehmer sind Frank Richter, Dirk Balster, Andreas Huber und Mark Schreyer, die mit dem Deutschlandachter Ende der 90er-Jahre Weltmeister wurden.

"Natürlich ist das eine Spaßveranstaltung", meint Kolbe, "aber wenn ich mich ins Boot setze, möchte ich auch gerne gewinnen." Der heutige Projektleiter bei der Hamburger Hafen und Logistik AG würde sich mehr Events in der Stadt wie die Regatta wünschen. "Das muss der Weg sein, andere Sportarten wie der Triathlon haben es vorgemacht. Natürlich muss man sich über das Format Gedanken machen", so Kolbe. Im Sinne der Vermarktung des Sports seien Rennen auf der Alster nur positiv. "Es ist schön, dass wir 2011 einen Weltcup in Hamburg haben und uns damit für weitere Wettbewerbe empfehlen können", sagt der Routinier, "aber das findet eben alles in Allermöhe auf der grünen Wiese statt." Nachdem Kolbe in den 90er Jahren als Sportdirektor für den Deutschen Ruderverband Ost und West zusammenführte, nimmt er derzeit selbst keinen Einfluss als Funktionär. Ausschließen will er eine Rückkehr zum Verband aber nicht: "Man soll nie nie sagen."

Der Start der Vierer erfolgt um 10.30 Uhr in Winterhude, die Achter gehen um 11 Uhr in Ohlsdorf ins Rennen. Ziel für beide Bootsklassen ist der RC Favorite Hammonia am Alsterufer 9.