Mit den ersten beiden Punktverlusten haben sich die Hamburger um den psychologischen Vorteil im Duell mit dem THW Kiel gespielt.

Hamburg. Die Nacht war kurz, "und wir haben alle nicht gut geschlafen", gab Martin Schwalb nach der Rückkehr nach Hamburg zu. Wie dem Trainer erging es der gesamten Handball-Mannschaft des HSV nach dem 35:36 (15:19) beim Tabellendritten Frisch Auf Göppingen, der ersten Saisonniederlage in der Bundesliga. "Das war diesmal nicht der HSV der vergangenen Wochen", meinte Linksaußen Torsten Jansen, "wir waren nicht aggressiv und konzentriert genug."

Mit den ersten beiden Punktverlusten haben sich die Hamburger (14:2 Punkte) nach sieben Siegen in Folge um den psychologischen Vorteil im Duell mit Titelverteidiger THW Kiel (17:1) gespielt. Der deutsche Meister ist jetzt in die gewohnte Position der Stärke zurückgekehrt, jene Rolle, die der Konkurrenz in den vergangenen Jahren gehörigen Respekt einflößte. Davon wollte Schwalb allerdings nichts wissen: "Die erste Niederlage musste irgendwann mal kommen. Es wäre vermessen gewesen zu glauben, dass wir alle Spiele in dieser Saison gewinnen würden."

Nötig war die Pleite in Göppingen nicht. Unerklärlich bleibt, warum die Abwehr, ansonsten das Prunkstück des HSV, 36 Treffer zuließ, so viele wie noch nie in dieser Spielzeit. "Da fehlten uns nach den kräftezehrenden Nationalmannschaftseinsätzen unserer Spieler eins, zwei Prozent Frische, in den Beinen und im Kopf", meinte Schwalb. Die Folge war, dass der HSV vor allem in der Anfangsphase (1:7 nach neun Minuten) oft einen Schritt zu spät in die Zweikämpfe kam, insgesamt sechs Zweiminutenstrafen und eine Rote Karte gegen Kapitän Guillaume Gille (55. Minute) kassierte. "Daran waren die beiden Schiedsrichter (Bernd und Reiner Methe aus Vellmar, die Red. ) nicht ganz unschuldig", meinte Schwalb, "sie haben uns für Aktionen bestraft, die sie auf der anderen Seite durchgehen ließen."

Im Unterschied zum THW Kiel, der am Vortag nach schwacher Leistung 30:29 in Magdeburg gewann, scheint der HSV auch in dieser Saison bislang nicht in der Lage, an leistungsmäßig schlechten Tagen sein Glück zu zwingen. In Göppingen kam auch Pech hinzu. Die Bälle des Gegners sprangen über Latte und Pfosten ins Netz, Frisch Aufs Siegtreffer fiel drei Sekunden vor Schluss. Aber: Der HSV vertraute diesmal nicht seinen gewachsenen spielerischen Fähigkeiten, er versuchte es allzu oft mit einfallsloser Gewalt aus dem Rückraum. Und da fehlt vor allem dem lange verletzten Pascal Hens die Dynamik und Explosivität vergangener Jahre. "Sein Wille ist stark, aber sein Körper kann noch nicht umsetzen, was sein Kopf will", sagt Schwalb, "er braucht Zeit." Weil Blazenko Lackovic (Meniskus) weitere drei bis vier Wochen ausfällt und Spielmacher Domagoj Duvnjak kein gelernter Halblinker ist, hat der HSV auf einer wichtigen Rückraumposition zurzeit Besetzungsprobleme.

Die werden beim Champions-League-Spiel am Sonntag in Kopenhagen (15.50 Uhr, Eurosport live) nicht behoben sein. Hinzu kommt: Der Einsatz Guillaume Gilles ist wegen einer leichten Knieblessur gefährdet. Schwalb sorgt das nicht: "Wir sind stark genug. Göppingen wird sich nicht wiederholen."

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