Der zuletzt stark kritisierte Torhüter wehrt sich mit starker Leistung. Team geht mit einem Erfolgserlebnis in die Pause.

Hamburg. Jean-Marc Pelletier ist ein ruhiger Mensch. Der 31 Jahre alte Eishockey-Torhüter wählt seine Worte stets mit Bedacht, er verliert auch in Situationen größter Demütigung weder die Nerven noch den Glauben an seine eigene Stärke. Insofern war es höchst erstaunlich, was der US-Amerikaner in Diensten der Hamburg Freezers nach dem 2:1 (0:0, 0:0, 1:1, 1:0)-Sieg nach Verlängerung gegen die DEG Metro Stars zu sagen hatte.

"Ich kümmere mich nicht darum, was Kritiker sagen. Das geht in ein Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinaus. Ich höre nur auf Leute, die wissen, was sie sagen. Deshalb war dieses Wochenende keine Genugtuung, sondern eins wie jedes andere für mich", sagte Pelletier, und man hätte diese Sätze als Standardrepertoire aus dem Grundkurs Psychologie abtun können, hätte der in den vergangenen Wochen heftig kritisierte Torhüter nicht auf den Einwand, dass die kritischsten Worte gerade von seinem Trainer Paul Gardner gekommen waren, wie folgt geantwortet: "Trainer sehen Spiele anders als Torhüter. Ich habe in den vergangenen Wochen nicht mit dem Trainer geredet und er nicht mit mir. Ich spreche nur mit Torwarttrainer Boris Rousson."

Wer diese Worte hörte und sich zugleich in der Kabine des Hamburger Klubs umblickte, wo diverse Spieler aus Solidarität zum Trainer mit einem Gardnerschen Seehund-Schnauzer um die endlich einmal entspannt lächelnden Münder saßen, der konnte verstehen, warum Pelletier als sonderlicher Einzelgänger verschrien ist. Während das Team nach dem ebenso verdienten wie hart erkämpften Sieg über müde wirkende Düsseldorfer nur kurz mit den Fans feierte, genoss Pelletier die Ovationen der Anhänger in Begleitung seiner kleinen Tochter. "Man weiß nie, wie viele glückliche Momente es im Leben gibt, deshalb versuche ich, jeden zu genießen", erklärte der Keeper, der am kommenden Wochenende beim Deutschland-Cup für das Team USA antreten wird. "Das ist eine schöne Abwechslung vom zuletzt tristen Freezers-Alltag", sagte er.

Ähnliche Gefühle dürften auch die 6281 Fans gehabt haben, die ihre Mannschaft am Sonntagnachmittag für deren Einsatzbereitschaft und Siegeswillen feierten und das Siegtor von Nationalstürmer John Tripp, der ebenso wie Pelletier beim Deutschland-Cup spielt, wie einen Titelgewinn bejubelten. Der Erfolg über die DEG, der erste Saisonsieg gegen einen Gegner aus der oberen Tabellenhälfte, war ein Beweis dafür, was für den Tabellenletzten möglich ist, wenn sich alle Spieler an das System halten und jeder für den anderen kämpft. Erste Ansätze hatte es bereits bei der 2:3-Niederlage nach Verlängerung in Krefeld am Freitagabend gegeben. "Wir glauben wieder an uns. Vielleicht war dieses Wochenende ein Wendepunkt in dieser Saison", sagte Gardner, der auch auf eine interne Lösung des Torwart-Problems hofft: "Wenn Pelletier so hält wie heute, dann haben wir kein Problem", sagte er. Und wer sagt das Pelletier?

Tore: 1:0 (40:23) Fortier (Ratchuk, King), 1:1 (52:01) Collins (Reimer, Kreutzer), 2:1 (63:44) Tripp (Aab, Biron). Strafminuten: 2/6. Schiedsrichter: Looker (USA). Zuschauer: 6281.

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