Wer gestern das Training der Freezers beobachtete, hätte nie geglaubt, dass sich diese Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) befindet.

Hamburg. Es wurde geflachst, gelacht und sich vor allem über die extravaganten Bartvariationen von Abwehrspieler Stephan Retzer und Stürmer Clarke Wilm ausgelassen. Die Routiniers lassen sich bereits jetzt, und nicht wie üblich zu den Play-offs, einen Bart wachsen. Einen mit 70er-Jahre-Charme, wie ihn auch ihr Trainer Paul Gardner trägt.

"Das sind doch alles Amateure. Retzer sollte sich mal Dünger ins Gesicht schmieren, damit das überhaupt ein Bart wird", scherzte der kanadische Übungsleiter. Der Konter des Ex-Nationalspielers folgte prompt. "In der nächsten Woche trage ich ihn auch zweifarbig - so wie der Trainer", spielte Retzer auf die grau-braune Gesichtsbehaarung seines Chefs an.

Während sich seine Spieler angesichts der Negativserie in Aberglauben flüchten, versucht Gardner vor der heutigen Auswärtspartie in Krefeld (19.30 Uhr) die Krisenstimmung einzudämmen. Dafür ließ er seine Abwehr zum ersten Mal in giftgrünen Trikots auflaufen. "Die Farbe macht echt aggressiv. Am liebsten hätte ich die Verteidiger alle umgecheckt", feixte Wilm. "Wir sind auf dem Eis herumgelaufen wie Frösche. Aber in Deutschland ist Grün ja die Farbe der Hoffnung", sagte Abwehrspieler Mathieu Biron.

Noch ist diese bei den Freezers am Leben. Den Glauben an bessere Zeiten nährt zum Beispiel der Fall Francois Fortier. Der erfolgreichste Stürmer der Freezers-Geschichte (113 Treffer in 246 Spielen) beendete bei der Niederlage gegen Frankfurt (3:5) am vergangenen Dienstag seine acht Spiele andauernde Flaute mit einem Doppelpack. "Jetzt läuft es hoffentlich", meinte der Frankokanadier. Auf eine Wende hofft auch Torhüter Jean-Marc Pelletier, dem Gardner nach einer Denkpause wieder sein Vertrauen schenkt. Der Trainer selbst bekam von einem Fan nach dem Training übrigens ein Glücksschwein überreicht. Er nahm es dankend an. In diesen Tagen scheint den Freezers jedes Mittel recht zu sein - Hauptsache es führt endlich zum Erfolg.