Kreisläufer Igor Vori holte die Strafwürfe raus, Hans Lindberg verwandelte sie. HSV bleibt als einziger Klub verlustpunktfrei.

Hamburg. Als Igor Vori auf dem Weg in die Kabine sein schweißnasses Trikot über den Kopf zog, waren auf seinem breiten Rücken die Spuren des Spiels deutlich zu erkennen. An sechs Stellen zeichneten großflächige Rötungen seine weiße Haut, an beiden Schulterblättern dokumentierten zentimeterlange Kratzer die Härte der Auseinandersetzungen. Voris Körpereinsatz war nicht umsonst. Sechs der acht Siebenmeter für den HSV hatte der 110 Kilogramm schwere und 2,03 Meter große Kreisläufer herausgeholt, und weil Hans Lindberg sie wieder einmal alle verwandelte, konnten die Hamburger im siebten Saisonspiel auch ihren siebten Sieg feiern: 37:32 (19:15) gegen die SG Flensburg-Handewitt. 13 171 Zuschauer in der bis auf den letzten Sitz ausverkauften Color-Line-Arena gratulierten mit Standing Ovations.

"Es war ein sehr intensives Spiel mit vielen harten Zweikämpfen. Wir haben das Tempo konsequent hochhalten können und unsere Schnelligkeit über Gegenstöße ausgespielt. Das war der Schlüssel zum Erfolg", resümierte HSV-Trainer Martin Schwalb. Auch Präsident Andreas Rudolph, der stets Kritische, fand wieder lobende Worte - "wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt" -, die er im Nachsatz allerdings relativierte: "Beim 34:25 in Lemgo waren wir noch eine Klasse besser."

Das mag stimmen. Doch dass die Hamburger in dieser Saison selbst dann souverän siegen, wenn sie nicht an ihrem Leistungslimit spielen, dürfte der entscheidende Unterschied zur Vergangenheit sein; das zusätzliche Quäntchen Qualität, das den HSV vielleicht zum Favoriten im Meisterduell mit dem THW Kiel macht.

"Wir sind stabiler geworden, ein Stück weit abgezockter und selbstsicherer", befand Abwehrrecke Matthias Flohr, "wir lassen uns nicht mehr von einem Fehler oder einer schlechten Phase herunterziehen, sondern behalten unseren Rhythmus bei." Die Mannschaft gehe zwar weiter sehr selbstkritisch mit ihren Leistungen um, "aber jetzt nach dem Spiel und nicht mehr mittendrin".

Was Flohr meint, war gegen Flensburg zu sehen. Der HSV führte nach zwölf Minuten mit 8:3, vor allem dank des überragenden Linksaußen Torsten Jansen und Lindbergs Siebenmetern, leistete sich danach im Angriff jedoch zu viele Nachlässigkeiten. Die Flensburger verkürzten den Rückstand in der ersten Halbzeit mehrmals auf zwei Tore, doch die Hamburger wackelten nicht, vielmehr erhöhten sie Tempo und Einsatzbereitschaft und führten in der 42. Minute beim 28:19 mit neun Toren. "Der HSV hat das Spiel kontrolliert und, wenn es nötig war, hat sich die Mannschaft gesteigert", sagte Flensburgs schwedischer Trainer Per Carlén. So klingt Anerkennung.

Dass nach Vorstellungen dieser Art im Umfeld immer häufiger das Wort "Meisterschaft" fällt, beginnt die HSV-Spieler zu nerven. "Ich sehe bisher nicht, dass wir die Bundesliga dominieren", stellte Torhüter Johannes Bitter (15 Paraden bei 45 Würfen) klar. "Die Saison ist noch lang. Was am Ende herauskommen wird, ist zum heutigen Zeitpunkt reine Spekulation. Sicher ist nur: Wir werden in jedem Spiel alles geben." In zehn Tagen tritt der HSV in Göppingen an. Bis dahin sind Igor Voris Wunden wieder verheilt. "Alles halb so schlimm", meinte der Kroate.

Tore: HSV: Lindberg 10 (8 Siebenmeter), Jansen 8, M. Lijewski 8, Vori 3, G. Gille 2, Duvnjak 2, K. Lijewski 2, Flohr 1, Hens 1; Flensburg: Carlén 7, Christiansen 7 (4), Mogensen 6, Svan-Hansen 4, Knudsen 4, Petersson 3, Boesen 1. Schiedsrichter: Prang/Reichl (Bergheim/Köln). Zuschauer: 13 171 (ausverkauft). Zeitstrafen: 7; 6. Rote Karte: G. Gille (51., dritte Zeitstrafe). Siebenmeter: 8 (8 verwandelt); 4 (4).

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