Jan Ullrich (35) ist am Zug, wieder einmal. In Hamburg steht gegen den nach “Spiegel“-Informationen endgültig als regelmäßigen Kunden des Dopingarztes Eufemiano Fuentes enttarnten Ex-Radstar erneut der Vorwurf einer falschen Versicherung an Eides statt im Raum.

Hamburg. Ob nun bei der Staatsanwaltschaft "noch weitere Ermittlungen vorgenommen werden", sei von einer ausstehenden Stellungnahme von Ullrichs Verteidigern abhängig, sagte Behördensprecher Bernd Mauruschat. Inzwischen geht es zudem auch noch um den Vorwurf des Prozessbetrugs.

Mauruschat verwahrte sich gegen den Vorwurf, die deutsche Justiz behandele den prominenten Sportler a.D. milde und seinen Fall nicht eben zügig: "Das kann ich jedenfalls für die Hamburger Justiz nicht nachvollziehen. Es ist mit der gebotenen Konsequenz ermittelt worden", sagte der Staatsanwalt. Noch im Laufe dieses Jahres werde in Hamburg entschieden, ob es zu einer Anklageerhebung gegen Ullrich kommen wird.

Nachdem die Ermittlungen des Bundeskriminalamts an die Öffentlichkeit gelangt sind, muss Ullrich wieder um seine beiden Olympiamedaillen bangen. "Ich will diese Akten, ich will jede einzelne Seite", sagte IOC-Präsident Jacques Rogge der "Süddeutschen Zeitung". Ullrich hatte bei den Spielen von Sydney im Jahr 2000 Gold im Straßenrennen und Silber im Zeitfahren gewonnen.

Ohnehin ist noch so einiges im Schwange in der an verschiedenen Orten Deutschlands (Bonn, Freiburg, Hamburg, Ansbach) behandelten Dopingcausa, die die Affäre "Operacion Puerto" beinhaltet und jene um systematische Manipulation im Telekom/T-Mobile-Team in Freiburg. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft zwei Jahre und fünf Monate nach deren Dopinggeständnis noch immer gegen die früheren Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz und Versuch der Körperverletzung. Allein für letzteres sieht das Gesetz einen Strafrahmen von mindestens einer Geldstrafe bis maximal fünf Jahren Haft vor - wobei die Frage der Körperverletzung knifflig ist, da davon ausgegangen werden muss, dass sich die Radprofis über Jahre einvernehmlich dopen ließen.

Merkwürdig mutet auf den ersten Blick an, dass sowohl Heinrich als auch Schmid die Approbation als Arzt bislang nicht entzogen wurde. Während Schmid zurzeit in der Abteilung Innere Medizin einer Klinik in Baden-Württemberg praktiziert, stellt Heinrich dem Vernehmen nach sein Know-how Kunden in Nordamerika zur Verfügung. Das Regierungspräsidium Stuttgart muss die Entscheidung über Schmids und Heinrichs berufliche Zukunft fällen.