Nach der schlechtesten Saisonleistung meinte Trainer Paul Gardner: “Das ist maßlos peinlich.“

Hamburg. Wenn der Tabellenvorletzte seinen direkten Nachbarn zum Kellerduell empfängt, darf man als Zuschauer kein Gourmet-Eishockey erwarten. Bei den Hamburg Freezers gab es in den vergangenen Jahren allzu oft biedere Hausmannskost. Doch was das Team von Paul Gardner den 7248 Fans am Freitagabend gegen den ERC Ingolstadt servierte, wird diesen möglicherweise noch lange im schwer im Magen liegen. Die 3:5-(1:0, 1:3, 1:2)-Niederlage ließ neutrale Beobachter zum ersten Mal ernsthaft daran zweifeln, ob der verantwortliche Koch überhaupt noch in der Lage ist, das richtige Rezept zu finden. "Das ist peinlich und schrecklich, ich zweifle den Charakter einiger Spieler an und bin maßlos wütend", sagte Gardner nach dem Absturz auf den letzten Platz.

Die Partie hatte mit einer Portion Fast Food begonnen. Jason King, vor dem Spiel als Freezers-Spieler des Monats September ausgezeichnet, übertölpelte Ingolstadts Schlussmann Dimitri Pätzold nach 52 Sekunden mit einem Bauerntrick. Die frühe Führung schien die Hamburger jedoch satt gemacht zu haben. Die beweglichen und spielstärkeren Gäste zeigten sich hungriger, das Aufbauspiel der Freezers war, insbesondere in Überzahl, ohne die nötige Würze. Nur Torhüter Jean-Marc Pelletier war es zu verdanken, dass sich das Team am ersten Gang nicht die Finger verbrannte.

Auch nach der Pause gab es Schwarzbrot statt Filetsteak. Lediglich King, dessen Penalty zum 2:2 bereits sein achtes Saisontor war, verdiente sich einen Platz in der Feinkost-Abteilung. Dass Gardner in puncto Ungenießbarkeit den Darbietungen seines Teams nicht nachstehen wollte, bewies er unmittelbar nach dem Ausgleich, als er eine Auszeit nahm und seine Spieler so laut anschnauzte, dass es bis unters Hallendach zu hören war. Die Folge waren das 2:3 direkt im Anschluss an das Bully - und laute Pfiffe sowie "Aufhören"-Rufe der ernüchterten Anhänger.

Nach dürftiger Vorspeise und dem Hauptgang zum Abgewöhnen wurde auch das Dessert zum Desaster. Der Höhepunkt der Harmlosigkeit war eine Szene kurz vor dem Ende, als sich King und der wieder einmal kraft- und ideenlos wirkende Francois Fortier vor dem Tor gegenseitig über den Haufen fuhren. Nationalspieler Richard Mueller sah diese Szene in Zivilkleidung. Nachdem er im ersten Drittel ein Comeback versucht hatte, brach die Oberschenkelblessur, die ihn zuletzt an der Ausübung seines Berufs gehindert hatte, wieder auf. Mueller dürfte am Sonntag (18.30 Uhr) beim Gastspiel in Kassel erneut ausfallen.

Am Ende des Drei-Gänge-Menüs war es wie so oft: Der Gegner hatte die drei Punkte auf dem Silbertablett serviert bekommen. Der Gast ist in der Color-Line-Arena eben König. Da kommt man als auswärtige Mannschaft gerne wieder - ganz im Gegensatz zu den leidgeprüften Freezers-Fans, die in Zukunft wohl wieder häufiger im eigenen Heim speisen. Hausmannskost auf Eis kann bei übermäßigem Konsum nämlich sehr schmerzhaft werden.

Tore: 1:0 (0:52) King (Tripp), 1:1 (21:11) Ryan (Girard,Clymer), 1:2 (33:11) St. Jacques (Ryan, Greilinger) 5-4, 2:2 (33:59) King Penalty, 2:3 (35:12) Daschner (Hussey), 2:4 (52:23) Wren (Ficenec, Greilinger), 3:4 (58:46) Kuhta, 3:5 (59:31) Motzko empty net goal. Strafminuten: 12/10 + 10 St. Jacques. SR: Klau (Sümmern). Z.: 7248.