Bastian Seibt rudert für Deutschland. Mit dem Leichtgewichtsvierer schaffte er es zu den Olympischen Spielen nach Peking. Das Boot galt als Medaillenkandidat, bis ein Infekt die Crew in China aus der Bahn warf.

Hamburg. 2012 in London will es der 31-Jährige noch einmal versuchen.

Seibt arbeitet seit vier Jahren für das Hafenunternehmen Buss. Nur deshalb kann der Kaufmann Beruf und Leistungssport vereinbaren. Buss gehört zu 14 Hamburger Firmen, die gestern von Sportsenatorin Karin von Welck und Handelskammerpräses Frank Horch als "Partnerunternehmen des Spitzensports" ausgezeichnet wurden. Seibt profitiert - wie bisher 39 Athleten - von dem in Deutschland einmaligen Projekt, das 2001 als Sportlerbörse gestartet war. 2008 fehlte er an 130 Tagen am Arbeitsplatz - wegen Rudern. Das erlaubt ihm sein Vertrag. Zwar ging er von unterwegs so oft wie möglich via Internet seinen Verpflichtungen nach, meist aber mussten seine Kollegen einspringen. Die waren darauf eingestellt.

Der deutsche Sport hat ein Problem. An Talenten mangelt es nicht, davon zeugen die Erfolge bei Juniorenmeisterschaften in Europa und der Welt. Beim Übergang ins Erwachsenenalter gehen jedoch viele Begabungen verloren. Um international um Medaillen zu kämpfen, sind 25 bis 30 Stunden Training pro Woche nötig. Dazu kommen Lehrgänge und Wettkämpfe. Ausbildung, Studium und Beruf lassen sich damit schwer vereinbaren. Die Entscheidung ist schnell gefällt. Die unsichere Perspektive Spitzensport wird aufgegeben.

Vor diesem Dilemma standen auch die Badmintonspielerin Neele Voigt und der Hochspringer Marcel Rossberg. Beide waren bereit, ihr bisheriges Hobby dem Beruf zu opfern. Bei ihren Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz gaben die beiden Abiturienten nur verschämt an, Leistungssport zu treiben. Das hielten sie für ein Totschlagargument. Das Gegenteil war der Fall. Die Hamburger Sparkasse hielt Rücksprache mit Britta Herrschaft, der Laufbahnberaterin am Olympiastützpunkt - und stellte beide ein. "Das hätte ich nie gedacht", freute sich die deutsche Juniorenmeisterin Voigt, "jetzt habe ich die nötige Sicherheit, um auch meine sportlichen Ambitionen zu verfolgen."

Für Reinhard Wolf, Syndikus der Handelskammer und Vorsitzender der Stiftung Leistungssport, ist ein Anfang gemacht. "Unser Ziel bleibt es, dass mindestens 50 Unternehmen sportgerechte Arbeitsplätze anbieten. Dann wären wir auf dem Weg zur Sportstadt Hamburg ein gutes Stück weiter", sagt Wolf.