Bei ihrem vierten Saisonsieg präsentierten sich die Hamburger auch beim EHF-Pokalsieger selbstbewusst und souverän.

Köln. Als Adrian Wagner seine Eindrücke vom Spiel schildern sollte, geriet er ins Schwärmen - über den Gegner. "Wir haben nicht die Breite im Kader wie die Hamburger. Egal, wer bei denen ein- oder ausgewechselt wird, da stehen immer sieben Weltklassespieler auf dem Platz. Gegen die hast du über 60 Minuten keine Chance."

Wagner hatte recht. Die Handballer des HSV demonstrierten auch bei ihrem vierten Saisonsieg, dass sie in dieser Serie höheren Ansprüchen genügen. Ihre Vorstellung beim 34:28-(14:13)-Erfolg beim VfL Gummersbach war eines Meisterschaftskandidaten würdig. "Heute hat man gemerkt, dass wir eine gute Vorbereitung hatten, in der wir viele hochkarätige Turniere gespielt haben. Unsere Abwehr stand sehr kompakt und wir konnten häufig über schnelle Gegenstöße punkten", sagte HSV-Rückraumschütze Blazenko Lackovic.

Die Anfangsminuten hatten allerdings nicht vermuten lassen, wie schwer den Hamburgern der Erfolg zwischenzeitlich fallen würde. Die Abwehr, beweglich und lückenlos, ließ nur Würfe aus der Distanz zu, der Angriff nutzte den Schwung der Gegenstöße zu einfachen Toren. Die Hamburger führten schnell 3:0 (5. Minute) und 6:2 (9.), und die 6371 Zuschauer in der Kölner Lanxess-Arena (Fassungsvermögen: 19 000) stießen in dieser Phase nur noch gequält in ihre Lärminstrumente. Dass es zehn Minuten später in der Halle wieder lauter wurde, war den kleinen Nachlässigkeiten der Hamburger geschuldet. Die ließen die anfängliche Konsequenz vermissen, packten hinten nicht mehr ganz so entschlossen zu und setzten vorne Gummersbachs Torwart Goran Stojanovic immer besser in Szene. Die Folge: Der VfL verkürzte bis zur Halbzeit die HSV-Führung auf 13:14 und erzielte direkt nach dem Wechsel sogar den Ausgleich. Spielmacher Viktor Szilagyi traf zum 14:14.

20 starke Minuten reichten aber nicht mehr, um den HSV in dieser Saison in Verlegenheit zu werfen. Die Hamburger reagierten im Stile eines Meisters. Sie steigerten die Konzentration, zogen das Tempo an - und in der 43. Minute erzielte Lackovic mit seinem fünften Treffer das 24:16 und sorgte endgültig für Ruhe auf den Rängen.

Das Spiel war entschieden. Das war unschwer auch daran zu erkennen, dass sich die Gesichtszüge von HSV-Trainer Martin Schwalb entspannten und seine Augen lächelten, als sein Mund schimpfte. Denn nichts hasst der Coach mehr, wenn im Gefühl des Sieges die Ernsthaftigkeit Schaden nimmt. Das schien zeitweise zu befürchten, als aus acht Toren Vorsprung (28:20 in der 50. Minute) 150 Sekunden später nur fünf wurden. Zur Sorge bestand indes kein Anlass. Die Hamburger waren dank ihrer individuellen Qualität stets in der Lage, das Ergebnis zu korrigieren. "So stark wie in dieser Saison habe ich den HSV noch nie gesehen. Da passt alles. Dieser Mannschaft traue ich alles zu", lobte DSF-Experte Stefan Kretzschmar.

Tore: Gummersbach: Szilagyi 9, Gunnarsson 6, Zrnic 4, Pfahl 4, Vukovic 2, Wagner 2 (1 Siebenmeter), Lützelberger 1; HSV: Lindberg 7 (3), Lackovic 6, Jansen 5, M. Lijewski 4, Duvnjak 4, Vori 2, G. Gille 2, K. Lijewski 2, Schröder 2. Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg). Zuschauer: 6371. Zeitstrafen: 2; 2.